Der Südwestrundfunk hat ein neues Debattenformat namens Mixtalk kreiert, bei dem Zuschauer jeden Mittwoch online über kontroverse Themen diskutieren können. Im Mai ging es bei der Internetsendung um das Thema Cannabis-Legalisierung und man versuchte dort, mithilfe der Teilnehmer, zu evaluieren, ob die Freigabe von Marihuana zu Genusszwecken als Freiheit verstanden werden kann oder ob das Vorhaben ein Fehler ist. Auch wenn es selbstverständlich hier verschiedene Meinungen diesbezüglich gab, so konnte am Ende eine Sammlung von Argumenten auf beiden Seiten als gültige Wahrheiten angenommen werden.
Unterschiedliche Meinungen
So wie auch in der Politik oder aufseiten von Selbsthilfegruppen gibt es natürlich Zweifel, ob die Freigabe von Cannabis zu Genusszwecken den richtigen Weg darstellt, wie mit dem natürlichen Rauschmittel umgegangen werden sollte. Während unter anderem die Selbsthilfegruppe Synanon mit einseitigen Darstellungen vor den Folgen der Freigabe warnt, geht es gewissen Haushaltspolitikern mit der Umsetzung der gesteckten Ziele zu langsam voran, weshalb Gesundheitsminister Karl Lauterbach aktuell unter Druck gesetzt wird. Aufgrund letzterer Tatsache geht man bei dem SWR Debattenformat Mixtalk davon aus, dass die ersten Cannabisblüten schon 2023 über die Ladentheke gehen könnten.
Daher möchte man herausfinden, wie die Argumente gegen und für die Legalisierung von teilnehmenden Zuschauern wahrgenommen werden. Auch hier sorgen sich gewisse Personen, dass mit der Freigabe die Gefahren in der Bevölkerung anwachsen könnten, aufgrund des Konsums psychische Erkrankungen zu entwickeln. Gefragt wird sich dazu beispielsweise auch, ob nach einer regulierten Freigabe harte Drogen den Schwarzmarkt überschwemmen könnten. Doch einig ist man sich, dass Aufklärung eine bedeutende Rolle einzunehmen hat. Egal unter welchen Umständen.
Pro-Argumente
Ersichtlich ist bei den Pro- und Kontra-Argumenten, dass eine größere Anzahl für die Freigabe von Cannabis als Genussmittel spricht. Die bekannten Aussagen der Legalisierungsbewegung gelten nicht nur bei der Ampelkoalition, die die Beendigung des Krieges gegen Cannabis in den Koalitionsvertrag aufnahm, sondern auch für viele Überzeugte aus der Bundesrepublik. Die Entkriminalisierung der Konsumenten steht als Vorteil klar vorne, die Beendigung der Stigmatisierung ebenfalls.
So erreicht man die Menschen besser, die möglicherweise ein auffälliges Verhalten an den Tag legen. Dass geschultes Personal den Verkauf übernehmen wird, verhindert dazu eine Abgabe des Rauschmittels an Minderjährige, was als umgesetzter Jugendschutz verstanden werden kann. Ebenfalls wird es als Vorteil verstanden, dass die Einnahmen des Handels zum Teil in die Prävention und Therapieangebote fließen sollen, sodass Warnungen und Hilfen für die Nutzer verfügbar sind. Überraschend ist vielleicht, dass bei Mixtalk sogar schon weiter gedacht und die Freigabe aller Drogen mit einer Verringerung der Anzahl an Drogentoten in Verbindung gebracht wird.
Kontra-Argumente
Die Kontra-Argumente sind allein von der Menge schon nicht mit denen der Befürworter gleichgestellt. Dazu beziehen sie sich auch auf gesundheitliche Aspekte, die nur bedingt Geltung finden dürften, da diese erst recht unter Schwarzmarktbedingungen Gewicht besitzen. So wird die beeinträchtigte Fahrtüchtigkeit ebenso genannt wie die bekannte Tatsache, dass die Inhalation von Rauch für die Lunge schädlich ist. (Anmerk. des Autors: Bei Cannabis konnte jedoch trotz Forschung bislang kein Zusammenhang zwischen dem Konsum via Verbrennung und der Entstehung von Lungenkrebs gezogen werden).
Dazu fürchten die Gegner der Freigabe, dass die psychische Gesundheit der Konsumenten in Mitleidenschaft gezogen wird und eine nachhaltige negative Wirkung bestehen bleiben könnte. Auch wenn ebenfalls befürchtet wird, dass die Verfügbarkeit für Jugendliche nach der Freigabe für Erwachsene zunehmen könnte, hält man es aufseiten der Zweifler für paradox, dass Einnahmen aus dem Verkauf von Cannabis für „Drogen-Therapien“ eingesetzt werden sollen.
Einigkeit und Recht und Freiheit
Erkannt wird auf beiden Seiten als Konsens, dass es eine Welt ohne Drogen wohl nie geben wird. Befürworter sind ebenfalls der Meinung, dass die Abgabe des natürlichen Rauschmittels Cannabis nur unter hochschwelligen Bedingungen vonstattengehen darf. Ebenso ist man sich einig, dass Aufklärung über mögliche Gefahren unbedingt stattzufinden hat und auch eine kritisch begleitende Aufklärung von Nutzen für alle Beteiligten sein wird. Auch einig sind sich die Legalisierungsbefürworter mit den Gegnern, dass das Führen eines Fahrzeugs unter Rauschzuständen ein „No-Go“ darstellt. Dass der Staat insgesamt von der Einstellung der Strafverfolgung profitiert und mit den Steuereinnahmen viel Geld einnehmen kann, sehen ebenfalls beide Seiten der Debattenteilnehmer.
Insgesamt könnte über die Mixtalk-Episode mit dem Thema „Cannabis-Legalisierung: Freiheit oder Fehler“ behauptet werden, dass die Pro-Argumente überwiegen und man selbst die Skeptiker mittels einiger unmissverständlichen Prognosen sowie übereinstimmenden Meinungen mit ins Boot holen könnte. Jetzt muss das Vorhaben nur noch möglichst schnell umgesetzt werden, damit die positiven Aspekte der Cannabisfreigabe in der Realität wirklich wahrgenommen werden. 2023 wäre dafür doch ein relativ guter Zeitpunkt!