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Buchbeschreibung von Autor Peter Leis / Illustrationen: ©kreativstudio ueber.all
Der Tatsachenroman HIGH auf Rezept – Saschas Feldweg mit Carmen, Cannabis und Corona –vom Kraichgau über Frankfurt nach Kanada und Kolumbien basiert auf meiner 25-jährigen Reise mit der polarisierenden Hanfpflanze in einem größtenteils illegalen, jedoch stets als legitim empfundenen Kontext. Das literarisch aufgepimpte Mischwerk aus Sachbuch, Dokumentation und fiktionaler Erzählung über das positive und negative Potenzial von Cannabis wird voraussichtlich im ersten Halbjahr 2025 in einem noch nicht festgelegten Verlag erscheinen.
Hauptfigur von HIGH auf Rezept ist der 1982 in Heidelberg geborene Sascha. Sein offizieller Name lautet eigentlich Alexander, jedoch wird das Kind von russlanddeutschen „Frühaussiedlern“ und Menschenrechtsaktivisten aus der Sowjetunion innerhalb seiner Familie stets mit dem russischen Kosenamen Sascha angesprochen. Dieser Rufname etabliert sich schließlich auch in seiner Heimat im Kraichgau, der Hügellandschaft zwischen Heidelberg und Karlsruhe.
Saschas Verständnis von Freiheit, Heimat und Lebensqualität steht im Mittelpunkt der fünf Kapitel: (1) Carmen, (2) Cannabis, (3) Das kanadische Vordach, (4) Corona und (5) Die kolumbianische Telenovela. Geprägt vom Einfluss der sowjetischen Lady Oma Ruth und seines urbadischen Freundes Peter, entwickelt der grüne Held von HIGH auf Rezept bei Mama Lissy eine individuelle Mischung aus Musik, Internationalismus, Leberwurst und badischer Mundart.
Saschas Feldweg mit Cannabis beginnt Ende der 1990er Jahre. Die in seinem Provinzgymnasium allgegenwärtigen und einseitig auf Abschreckung setzenden „Keine Macht den Drogen-Broschüren“ verfehlen bei ihm letztendlich völlig ihr Ziel, und es kommt trotz oder gerade wegen der staatlichen Gehirnwäsche zum illegalen Supergau im Kraichgau.
Partner in Crime bei der bewusstseinserweiternden Premiere ist Klassenkamerad und Freund Johannes, aka Mustard. Da die beiden Cannabis-naiven Highstapler weder an gutes Gras kommen noch einen im badischen Dialekt „Oddel“, „Wickel“ oder „Dübel“ genannten Joint „bauen“ können, lackieren sie sich mit einer kaputten Acrylbong und schlechtem Haschisch ihre Leberwursthelme.
Altneuland
In den folgenden beiden Jahrzehnten stapft der psychoaktive Hero aus HIGH auf Rezept auf den grünen Spuren von Komponist Peter Tschaikowsky und Schriftsteller Fjodor Dostojewski durch Heidelberg, München und Mannheim. Begleitet von den hypnotischen Gitarrensoli des genialen Musikers Frank Zappa, nutzt Sascha das „High ohne Rezept“ unbewusst sowohl als kreativen Treibstoff als auch zur Bewältigung emotionaler Ausnahmezustände. „Druff wie ein Flieger“ schlürft er sedierende Haschischmilch, inhaliert mit Zahnarsch Heinz die ein oder andere „Spacezigarette“ und schmiert sich im Studentenwohnheim in Highdelberg kompromisslos die Hirnknifte zu − mit den „Knife Hits“ von Potrioten aus den USA.
Die ersten beiden Kapitel, Carmen und Cannabis, greifen am deutlichsten das Leitmotiv von HIGH auf Rezept auf, wonach ein Cannabishigh das physische und psychische Wohlbefinden fördern und erweitern, aber auch schädigen und einengen kann – manchmal sogar innerhalb derselben Biografie.
2018 bekommt Saschas Feldweg mit Cannabis aufgrund der Krebserkrankung seiner ebenfalls 35-jährigen Partnerin Carmen eine völlig neue Bedeutung. Als ihr Cannabistherapie-Beauftragter führt ihn die Suche nach einem offiziellen Zugang zu der seit März 2017 legalen Naturmedizin mit dem günstigen Nebenwirkungsprofil erneut in Richtung Schwarzmarkt.
Dieses Mal empfindet Sascha die Abhängigkeit von illegalen Quellen aber als grundfalsch, unwürdig und gefährlich. Vor diesem Hintergrund begibt sich der Cannabisseur aus der badischen Provinz Ende 2018 − nach insgesamt 20 Jahren außerhalb des Gesetzes − sendungsbewusst in den legalen Rahmen der im Vorjahr geschaffenen medizinischen Cannabisindustrie in Deutschland.
Urschleim
Saschas fünfjährige, aber gefühlt 50-jährige Etappe als PR-Manager im medizinischen Canna-Business von 2018 bis 2023 macht mehr als zwei Drittel der Dokufiktion HIGH auf Rezept aus. Mit einer Corona-bedingten Kündigungsunterbrechung im April 2020 arbeitet er in den Europazentralen von zwei börsennotierten, aber kulturell und ideologisch sehr unterschiedlichen Joint Ventures aus Nord- und Südamerika.
Auch Saschas professionelle Tour de Cannabis beginnt im Kraichgau. Sein erster pflanzlicher Arbeitgeber wird 2015 in einem unscheinbaren Gewerbegebiet gegründet − weniger als acht Kilometer von seinem Heimatdorf mit Stadtrecht entfernt. Das vom Stammzellenbiologen Dr. Bashir Zappa aus New York angeführte Pionierunternehmen MedCann steht seit 2016 unter dem kanadischen Vordach des weltgrößten Cannabiskonzerns Baldachin Growth.
Im Sommer 2018 wird Sascha durch Carmen auf das börsennotierte Cannabis-Startup aus dem badischen Urschleim aufmerksam. Er bewirbt sich auf eine ausgeschriebene Stelle als PR-Redakteur und erhält nach drei Vorstellungsgesprächen schließlich die Zusage für den Kommunikationsjob.
Anders als ursprünglich vorgesehen befindet sich der Arbeitsplatz der Hauptfigur aus HIGH auf Rezept nicht im Kraichgau bei der einheimischen Cannabiskönigin Sabine Hunger, sondern in der gerade eröffneten Europazentrale von Baldachin im 8. Stock eines Wolkenkratzers − in Carmens Herzensstadt Frankfurt am Main.
Während es am badischen Stammsitz des Pionierunternehmenseinen großen Betäubungsmittelkeller gibt und Hochdeutsch als kulturfremd gilt, wird bei den internationalen Cannabisexoten in der inoffiziellen deutschen Cannabishauptstadt Mainhattan hauptsächlich Englisch gesprochen − und das grüne Gold aus Kanada ist nur Theorie.
Mit Blick auf die Skyline von Mainhattan schwebt Sascha über dem Drogenelend des berühmt-berüchtigten Frankfurter Bahnhofsviertels. Dabei schließt er seinen neuen Teamleiter Dr. Schmidt sofort ins Herz – nicht nur wegen des vertrauten Vornamens Johannes, der ihn automatisch an seinen badischen Haschbruder Mustard erinnert.
Sascha kennt seinen vergleichsweise „Senf-befreiten“ Vorgesetzten bereits seit einigen Jahren als Autor Sebastián Marincolo. Der Bewusstseinsforscher und Philosoph vermittelt dem Greenhorn aus dem Kraichgau von Anfang an, dass es bei Baldachin neben den Themen Patientenzentriertheit und Lebensqualität auch um sehr viel Geld, Expansion um jeden Preis und das Streben nach einer Cannabisweltrevolution geht.
Green Rush
Deutschland ist ein zentraler Zielmarkt für den internationalen Cannabiskonzern aus Kanada. Mit dem weltweit einzigartigen Gesetz Cannabis als Medizin von 2017 zählt das bevölkerungsreichste Land Europas im Dezember 2018 bereits etwa 50.000 Cannabispatienten. Das Gesamtpotenzial in der Bundesrepublik wird entsprechend der sogenannten 1%-Regel sogar auf über 800.000 Personen geschätzt.
Die hohen Wachstumserwartungen werden bewusst angeheizt. In Pressemeldungen, Präsentationen und anderen Dokumenten gilt es stets zu betonen, dass Kanada seit Oktober 2018 über einen legalen Cannabismarkt für Erwachsene verfügt – als zweiter Staat weltweit nach Uruguay und als erstes G7-Land überhaupt. Mit der größten Marktkapitalisierung in der Branche und einem saftigen Investment von über vier Milliarden US-Dollar im Rücken steht Baldachin an der Spitze des Green Rush, wie das Finanzhigh im boomenden Canna-Business genannt wird.
Im Dezember 2018, parallel zum Einstieg der Hauptfigur von HIGH auf Rezept unter das kanadische Vordach, erfolgt die Übernahme des international renommierten Verdampferherstellers Staudt & Bender aus Baden-Württemberg. Für Sascha ist dieser Schachzug nicht nur aus fachlicher Sicht besonders. Aus seiner Zeit als Cannabistherapie-Beauftragter des rumänischen Zugvogels besitzt er ein Medizintechnikgerät der „Hightechfirma aus dem Schwarzwald“ zur tabakfreien und lungenschonenden Inhalation von Cannabis. Mit dem mobilen Vaporisator verbindet er viele positive Erinnerungen an seinen bewusstseinserweiternden Feldweg mit Carmen.
Saschas Neustart in 069 glückt. Bei der Arbeit im Wolkenkratzer empfängt ihn die Bananen spendende Frohnatur Sabine Lust, und Zuhause wartet im dörflichen Stadtteil Alt-Fechenheim das frei laufende Pferd Jenny. In seiner täglichen Arbeit mit Blick auf die Skyline steuert der fast zehn Jahre berufserfahrene Kommunikationsprofi seine grüne PR im sich stetig wandelnden Spannungsfeld zwischen den Gesetzmäßigkeiten der kapitalistischen Wirtschaft und den idealistischen Werten einer sozialen Bewegung.
Aus rechtlicher Perspektive wird Saschas kommunikativer Spielraum unter dem kanadischen Vordach durch das Betäubungsmittelgesetz und das Heilmittelwerbegesetz eingegrenzt. Nach wenigen Monaten bei Baldachin wird er vom PR-Redakteur zum PR-Manager befördert und Anfang 2019 gemeinsam mit Teamleiter Dr. Johannes in die Firmenzentrale des Cannabiskonzerns geschickt – in die kanadische Provinz Ontario.
D-Day
Im kalten Herzen der Cannabisweltrevolution findet sich Sascha bei sibirischen Außentemperaturen von unter –20 Grad in zu Konferenzräumen umfunktionierten Produktionshallen einer ehemaligen Schokoladenfabrik wieder. Als Gesandter von Baldachin Europe erträgt er im kanadischen Cannabismekka zahlreiche sinnlose PowerPoint-Präsentationen und besichtigt mit Dr. Johannes eine riesige Cannabisproduktionsanlage.
Die skurrile Geschäftsreise wird psychoaktiv, und Sascha schießt sein Bewusstsein mehrfach zu Satellit Sputnik ins All. Auf seinem cannabinoiden Feldweg in Nordamerika lernt er die als „grüne Ikone“ bekannte Nancy Blue aus Vancouver kennen – die ehemalige Aktivistin ist mittlerweile Patientenbeauftragte von Baldachin. In nüchternen Momenten drängt sich Sascha den nordamerikanischen Revolutionswächtern als potenzieller Vertreter seines deutschen PR-Vorgesetzten für ein noch unbekanntes Großereignis in wenigen Monaten auf – ein kryptisch als „Meilenstein“ der jungen Industrie bezeichnetes Event, bei dem Dr. Johannes in Elternzeit sein wird.
Wieder zurück in der europäischen Realität schöpft der PR-Zar von HIGH auf Rezept Kraft für das lange geheim gehaltene Megaevent: die bevorstehende Übernahme der Cannabinoidsparte K5 der bayerischen Phytopharmafirma Deoromantico.
In Berlin lässt sich Sascha vom „Godfather of Cannabis Research“, Professor Raphael Mechoulam aus Israel, auf diesem jungfräulichen Pfad inspirieren. Bis zu dem von Dr. Zappa initiierten und von der rechtsverantwortlichen Cannabiswalküre Marie Stahl umgesetzten Move im Mai 2019 war die Fachwelt davon ausgegangen, dass bald ein Cannabisunternehmen unter das Dach einer Pharmafirma kommen würde – und nicht umgekehrt.
In einem Oldtimer-Museum in der bayerischen Oberpfalz wird die als „D-Day“ bezeichnete Zwangsheirat zwischen Baldachin und K5 verkündet. Sascha ist als konfuser Kommunikationsverantwortlicher des Käufers mittendrin und verantwortet anschließend die PR-seitige Integration des neuen Unternehmensteils. Dabei gerät er mehrfach zwischen die Fronten eines komischen Cannabiskulturkampfes („Reinsubstanz“ Dronabinol vs. „Steinzeitmedizin“ Cannabisblüten).
Haschöfele
Der unterhaltsame Integrationsprozess zwischen kanadischen Stonern und bayerischen Pharmafrettchen wird in HIGH auf Rezept detailliert seziert. Aufgrund des monatelang fallenden Börsenkurses reagiert der US-amerikanische Hauptinvestor im Sommer 2019 und beginnt, Schlüsselpositionen bei Baldachin schrittweise mit Führungskräften aus den eigenen Reihen zu besetzen. Europa bleibt von den Umbrüchen in Nordamerika nicht verschont: Viele Cannabisexoten aus dem Urschleim müssen gehen, und Cannabispionier Dr. Bashir Zappa wird ebenfalls abgetrieben.
Sascha ist untröstlich über die „griechische Tragödie“ im Frankfurter Wolkenkratzer. Doch mit der zweiten Luft aus dem „Haschöfele“ von Staudt & Bender entschließt er sich, weiterzumachen. Gemeinsam mit seinem neuen Vorgesetzten, dem Polterfeingeist Martin, startet Sascha eine märchenhafte Medienarbeitsoffensive. Gleichzeitig kehrt mit Dr. Johannes ein ganz besonderer Verbündeter zurück.
Bis zum Ausbruch der Coronapandemie richtet sich das badische PR-Äffchen in der neuen Konstellation bei Baldachin ein, wird jedoch Anfang April 2020 per Videocall gekündigt. Beim ständigen Pendeln zwischen der alten Heimat im Kraichgau und seinem neuen Zuhause in Fechenheim entwickelt Sascha neue Routinen, denkt immer intensiver an seinen Feldweg mit Carmen sowie an die viel zu kurze Reise mit seiner Seelenverwandten Helene aus dem „Volk auf dem Weg“.
Während er einen kafkaesken Arbeitsrechtsprozess gegen seinen nun ehemaligen Arbeitgeber vorbereitet, setzt sich Sascha in seiner Freizeit mit dem komplexen Zusammenhang von Cannabis und Religion auseinander – in Theorie und Praxis. Dabei wird ihm bewusst, dass seine Mission in der medizinischen Cannabisindustrie noch lange nicht abgeschlossen ist.
Homecoming Paradox 2.0
Von Nostalgie und Geldnot getrieben, schließt sich der Protagonist von HIGH auf Rezept im März 2021 alten Weggefährten aus der Zeit unter dem kanadischen Vordach an. Nach einer zehnmonatigen Auszeit wird Sascha PR-Darsteller in der kolumbianischen Telenovela des cannabisbasierten Gesundheitsunternehmens Philyra Life Sciences. Die knapp fünf Jahre jüngere Rechtsanwältin Marie Stahl, aka die Cannabiswalküre, gehörte bereits bei Baldachin zu seinen engsten Vertrauten − und wird nun seine neue Chefin.
Umgeben von weiteren Cannabisexoten fühlt sich der neue Job fast wie eine Verlängerung der alten Tätigkeit an. Erneut arbeitet Sascha mit dem Indica-Sativa-Fanatiker Hendrick Schäuble aus der inoffiziellen deutschen Hauptstadt chronischer Schmerzen, Mannheim, zusammen, und mit dem Marketing-Cowboy Bob God aus Arizona kommt Ende 2021 auch ein transkontinentaler Freund zu Philyra. Ab dem ersten Tag erzeugt die französischsprachige Tierheilpraktikerin Chantal Karat aus Genf bei dem vom Corona-Blues geplagten Alt-Baldachiner ein Gefühl von Heimat.
Allerdings haben sich die Rahmenbedingungen angesichts der staatlichen Covid-Maßnahmen drastisch verändert. Im nun obligatorischen Homeoffice lernt die Hauptfigur von HIGH auf Rezept seine neuen Kollegen am Computerbildschirm kennen. Zwei Kolumbianer aus Frankfurt, der spanische Medizinchef Dr. Pedro Gonzales aus dem Baskenland sowie sehr diverse Teammitglieder aus Südamerika und Großbritannien, begleiten Sascha auf seiner zweiten Station im Canna-Business.
Ab Sommer 2021 befindet sich der multiresistente osteuropäische Keim − wieder systemrelevant und frisch geimpft − nicht mehr in einem vollverglasten Wolkenkratzer über den Wolken mit Blick auf das imposante Gebäude der EZB, sondern auf dem Boden der Tatsachen, mitten im Frankfurter Bahnhofsviertel. Sascha wird Zeuge, wie Deutschlands Drogen-Hotspot Nr. 1 zusätzlich zur COVID-19-Pandemie von einer bisher unbekannten Crack-Epidemie heimgesucht wird. Die Suchtkrise im „Elendsquartier“ verschärft sich, und der nun kolumbianische PR-Guerillero erlebt die Konsequenzen der stetig zunehmenden Kokainimporte aus Südamerika nach Europa hautnah.
Sascha merkt jeden Tag, dass die Hochphase des Green Rush vorbei ist. Philyra verfügt zudem nicht über vier Milliarden US-Dollar in der Hinterhand, und der mittlerweile erfahrene Cannabiskommunikator beobachtet aus dem Inneren der Exotenbranche, wie in der weiterhin wachsenden Cannabiswirtschaft eine unübersichtliche Unternehmenslandschaft entsteht, die einem zunehmenden Konsolidierungsdruck ausgesetzt ist. Vor diesem Hintergrund verfolgt das in Südamerika vertikal integrierte Unternehmen Phylira in Europa eine ökonomisch zurückhaltende Asset-Light-Strategie.
Telenovela
Jedoch erlebt Sascha die Firmenfeiern in der kolumbianischen Telenovela als ganz und gar nicht bescheiden. Obwohl es aufgrund der Corona-Regeln nur wenige Teamevents mit allen europäischen „Kannabineros“ gibt, führt die Mischung aus bekannten Cannabisexoten, stets feierwütigen Südamerikanern und nicht minder partybegeisterten Briten zu einer grenzenlosen Ausgelassenheit.
Unter dem Motto „Juntos“ (spanisch für zusammen) schießt Zar Sascha der Dichte sein Bewusstsein einmal mehr zu Sputnik ins All, gewinnt alberne Kostümwettbewerbe und steigt mit seiner grenzenlosen Liebe für die südamerikanische Mentalität und seinen PR-Job zum Head of Communcations Europe des internationalen Unternehmens auf.
Im skurrilen Schlusskapitel von HIGH auf Rezept geht es auch um das in der kolumbianischen Telenovela stets präsente Trauma im Zusammenhang mit Pablo Escobar, dem blutigen Terrorismus der Narcos und dem War on Drugs der „Gringos“. Das unter dem kanadischen Vordach postulierte Ziel einer Cannabisweltrevolution spielt bei Phylira keine Rolle.
In der Ende 2021 begonnenen Debatte über die Legalisierung von Cannabis für die geschätzt 4,5 Millionen erwachsenen, nicht medizinisch registrierten Konsumenten in Deutschland positioniert sich das Unternehmen eindeutig („Medical first“).
Im Einklang mit CEO Pablo Flores in Bogotá fühlt sich Señora Marie Stahl in Frankfurt vor allem „der Gesundheit verbunden“, wie das Hanf Magazin in einer Reportage aus Südamerika im Sommer 2021 titelt. In dem Artikel über das firmeneigene Kliniknetzwerk von Phylira wird die Bedeutung des Sammelns von Patienten- und Produktdaten beschrieben, um auf der Grundlage dieser wissenschaftlichen Erkenntnisse die Qualität und damit auch den Zugang zu erstattungsfähigen Cannabistherapien zu verbessern.
Götterdämmerung
Vor dem Hintergrund politischer und ökonomischer Turbulenzen wird Phylira Life Sciences im Sommer 2023 zu einem wirtschaftlichen Neuanfang gezwungen. Die Abspaltung des europäischen Unternehmensteils von der südamerikanischen Mutterpflanze führt zu einer Götterdämmerung im Bahnhofsviertel und schließlich zu Saschas CanExit im November – nach exakt fünf Jahren in der medizinischen Cannabisindustrie.
Seit Ende 2018 hat sich die Zahl der Cannabispatienten in Deutschland mehr als verfünfzehnfacht und liegt mittlerweile bei über 150.000. Mit telemedizinischen Rezeptfabriken scheinen die Verfügbarkeitsprobleme bei verschreibenden Ärzten weitestgehend behoben. Auch bei abgebenden Apotheken und dem nun aus einer Vielzahl von Ländern importierten sowie zusätzlich in Deutschland angebauten Cannabis in pharmazeutischer Qualität gibt es im Vorfeld der Teillegalisierung für Erwachsene im April 2024 keine Engpässe mehr. Der Preis dieser positiven Entwicklung ist ein unangenehmer „Green Rush 2.0“ mit der Verwässerung der medizinischen Dimension von Cannabis.
An Saschas letztem Arbeitstag bei Phylira bringt die Cannabiswalküre mit Pippa eine bezaubernde Tochter zur Welt – und ihre „Presstituierte“ infiziert sich zum zweiten Mal mit Covid. Im Fieberwahn denkt die mittlerweile 41-jährige Hauptfigur von HIGH auf Rezept an die Highlights der fünfjährigen Reise im medizinischen Canna-Business, an die Gründe für Ein- und Ausstieg sowie die Zukunft der wieder rasant wachsenden Exotenbranche.
In Saschas von Cannabis und Corona vernebeltem Kopfkino kreisen die Gedanken um Carmen, Dr. Zappa und den einst so präzisen moralischen Kompass der deutschen Cannabiswirtschaft. Zugleich reflektiert er über die Auswirkungen des brutalen Krieges in der Ukraine und über den Verlauf seiner persönlichen „Tour d’amour“. Dabei kommt Sascha zu dem Entschluss, dass der nie wirklich begonnene Feldweg mit seiner nicht blutsverwandten Schwester Helene längst nicht beendet ist – und er sich etwas Besonderes für das Steppenkind einfallen lassen muss.
Illustrationen: ©kreativstudio ueber.all