Wie man in einem kürzlich auf HanfMagazin.de veröffentlichen Artikel über Japan feststellen konnte, ist im Land der aufgehenden Sonne Hanf und Cannabis theoretisch nichts Neues. In der Vergangenheit galt Japan als Hotspot für die vielfach einsetzbare Nutzpflanze, die nahezu an jeder Ecke auf dem großen asiatischen Inselstaat gedieh.
In der traditionellen Medizin, zur Herstellung von Kleidung oder für die Produktion von wichtigen Seilen für den heiligen Shintō-Schrein wurde auf Hanf gesetzt, bis nach Ende des Zweiten Weltkrieges aufgrund von Zwang das Verbot von Cannabis auch dort Einzug erhalten hatte. Doch nach Dekaden der Desinformation und einer sich nun endlich langsam dem Hanf wieder öffnenden Welt scheint auch in Japan zumindest die eifrig das Internet nutzende Jugend viele Wahrheiten bezüglich Hanf und auch dem berauschend wirkenden Cannabis zu erkennen.
So sollte es auch nicht wundern, dass trotz der ehrbaren Einstellung betreffend allgemeiner Verhaltensweisen und dem Streben nach Anerkennung immer mehr junge Menschen die gesündere Alternative zu Alkohol entdecken und mit gängigen Konventionen brechen. Anstatt auf Bier und Sake zurückzugreifen, steigen die Zahlen der Konsumenten von Cannabis in der jüngeren Bevölkerungsgruppe.
Von der Yakuza zu Social Media
Während es vor zwanzig Jahren wohl noch zwingend nötig war, sich mit dubiosen Kriminellen aus dem organisierten Verbrechen einzulassen, wollte man Cannabis in Japan für den Eigenbedarf erwerben, haben sich mit der Verbreitung des Internets und den beliebten sozialen Medien die Bezugsquellen jetzt offensichtlich etwas verschoben. Wie TheJapanTimes berichtet, waren in letzter Zeit immer mehr junge Menschen in Cannabisdelikte verwickelt gewesen, die ihren Bedarf über das Internet und soziale Medien erhielten. Man vermutet, dass Cannabis beliebter wird, weil diese noch immer als illegale geltende Substanz in Japan weiterhin billiger ist als andere Stimulanzien.
Polizeibeamte und Experten gehen ebenfalls davon aus, dass die Entwicklungen in anderen Ländern Marihuana betreffend auch diesbezüglich einen gewissen Einfluss auf die japanische Jugend haben könnten. Im vergangenen Jahr soll die japanische Polizei daher 5.342 Personen wegen angeblichen Cannabisbesitzes oder anderer damit zusammenhängender Handlungen verhaftet haben. Oder es seien andere Maßnahmen gegen sie ergriffen worden. Bei 70 Prozent der Fälle soll es sich um Personen in einem Alter zwischen 10 und 29 Jahre gehandelt haben.
Nach Angaben der nationalen Polizeibehörde wäre die Zahl der mit Cannabis in Kontakt kommenden Personen seit 2014 stetig gestiegen, während im Jahr 2021 die bislang höchste Anzahl bei 5.482 Personen im Land gelegen haben soll. Ein Drittel der „Straftäter unter 30 Jahren“, die im Zeitraum zwischen Oktober und November 2022 erwischt wurden, gaben an, Cannabis über das Internet bezogen zu haben. Die meisten von ihnen hätten hierfür soziale Medien genutzt.
Stimulanzien rückläufig – Cannabiskonsum steigt
Im Jahr 2013 wurden noch 80 Prozent der Drogendelikte mit Stimulanzien in Verbindung gebracht, doch dieser Anteil wäre seit diesem Zeitpunkt stetig gesunken. Während der ersten Hälfte von 2023 hätte die Anzahl von Personen, die die Polizei aufgrund von Cannabis entweder verhaftete oder mit anderen Strafen maßregelte, das erste Mal die Anzahl von Straftaten überholt, die mit anderen Stimulanzien in Verbindung standen. Viele der jungen Nutzer von Cannabis gaben an, dass ihnen Cannabis von Freunden oder anderen Bekanntschaften empfohlen worden wäre.
In diesen Fällen griffen die Personen meist aufgrund von Neugier und ohne ein schlechtes Gewissen auf das nicht toxisch wirkende Rauschmittel zurück. „Cannabis ist günstiger zu erwerben als andere Drogen, was es für die jungen Menschen leichter macht, es zu kaufen“, wird Tatsuo Shinozuka, ein Professor für forensische Toxikologie der Universität für Pharmazie Yokohama zitiert. Er schätzt die Lage so ein, dass die noch heranwachsenden Erwachsenen mit dem Kiffen anfangen würden, da es sich nur wie reguläres Zigarettenrauchen anfühlen würde.
Die Polizei warnt und wundert sich
Ein Sprecher der Polizei sprach öffentlich ebenfalls über die Entwicklungen in Japan. So wäre es festzuhalten, dass sich in der jüngsten Vergangenheit der Handel mit Cannabis in sozialen Medien etabliert hätte. Es gäbe Fälle, die junge Erwachsene betreffen, in denen die Personen ihre Arbeit in Firmen beendet hätten, um mit Marihuana zu handeln, ohne Verbindungen zum organisierten Verbrechen zu besitzen. Man würde die allgemeine Bevölkerung über die Gefahren von Cannabis aufzuklären versuchen, in dem man über die Geschichten der straffällig gewordenen Nutzer berichte, so der Sprecher.
Verhaftungen, die junge Menschen betrafen und erst kürzlich stattfanden, hätten den Cannabis-Trend in Japan aktuell dazu ins Rampenlicht gerückt. So wurde erst im letzten Monat ein japanischer Student aus dem Box-Team der Universität für Landwirtschaft Tokio wegen des Besitzes von 60 Gramm getrocknetem Marihuana auf einem Parkplatz des Universitätsgeländes aufgegriffen und daraufhin festgenommen. Damit zählt der 21-jährige Iwabuchi Daisuke zum dritten Mitglied des erwähnten Sport-Teams, das im Juli mit Marihuana erwischt worden ist. Die beiden anderen japanischen „Drogenstraftäter“ sollen 19 Jahre alt gewesen sein. Die Polizei geht davon aus, dass Daisuke die Absicht hatte, die Droge zu verkaufen, die in dieser Menge einen Straßenwert von mehr als 2.000 Dollar haben soll. Er wird verdächtigt, gegen das Cannabiskontrollgesetz des Landes bewusst verstoßen zu haben.
Auch andere Mitglieder japanischer Universitätssportmannschaften wurden erst kürzlich wegen Marihuanabesitzes verhaftet. Anfang dieses Monats wurde unter anderem ein 21-jähriges Mitglied der American-Football-Mannschaft der Nihon-Universität verhaftet, weil er in seinem Wohnheim Marihuana und ein Aufputschmittel besaß. Und drei Rugbyspieler der Asahi-Universität in der Präfektur Gifu in Zentraljapan wurden ebenfalls wegen des Verdachts auf Marihuanahandel festgenommen.
Gerade im sportlichen Bereich ist in den USA nach Aussagen verschiedener Athleten der Genuss von Cannabis nach Wettkämpfen ein gängiges Ritual. Deswegen entfernen auch immer mehr Sportligen des Landes Marihuana von der Verbotsliste. Auch diese Entwicklung sollte in Japan durch das Internet sowie soziale Medien mittlerweile längst von der Jugend wahrgenommen worden sein und den Trend dort ein wenig erklären können.