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In der ersten Ausgabe des Hanf Magazins gab es bereits einen Artikel über die weite Welt des Cannabis Tourismus, wobei besonderes Augenmerk auf die jeweiligen Grenzmengen und die gesellschaftlichen/strafrechtlichen Konsequenzen des Konsums gelegt wurde. In diesem Artikel – Teil 2/2 der Reihe Cannabis Tourismus – geht es nun um den weniger bekannten, aber dennoch interessanten Zweig des Hanf Tourismus. Auch wenn beides auf den ersten Blick gleich zu sein scheint, gibt es dennoch gewaltige Unterschiede zwischen diesen Kategorien, denn: Beim Hanf Tourismus geht es den Urlaubern nicht darum, high zu werden, sondern um die Pflanze selbst.
Beim Hanf Tourismus geht es um den Konsum der Pflanze – jedoch nicht um den Rausch
Die Idee dieses Konzeptes ist recht simpel und baut auf jahrhundertealtem Wissen und Tradition auf. Die Unternehmen, die diese Art des Tourismus anbieten, wollen den interessierten Touristen die Besonderheiten von Hanf näherbringen, indem sie direkt mit der Pflanze konfrontiert werden. Auf Feldern voller Hanf, ob industriell oder hochpotent, lernt man, wie Hanf aufgebaut wird, was es bedeutet und wie es verwendet werden kann.
Denn Fakt ist nun einmal: Hanf ist eine Jahrtausende alte Pflanze und ein ebenso wertgeschätztes Kulturgut. Die Menschen schätzten es und wussten, wie sie die Pflanze am sinnvollsten verwenden konnten. Neben der berauschenden Wirkung, die vor allem in der Medizin stets geschätzt wurde, verwendete man Hanf als Material für alltägliche Dinge: Seile, Tücher, Papier, Stoff etc. In den Führungen wird besonders darauf achtgegeben, dass jeder Besucher Zeit hat, um für sich selbst einen Zugang zu der Pflanze zu finden, was in einem Hanf-Feld natürlich ideal geht. Durch die Nähe zu den Pflanzen kann man sich Zeit nehmen, um die Pflanzen zu betrachten und steht dabei mitten in einem Hanf-Feld – ein großartiges Erlebnis.
Österreich
In Österreich hat Hanf eine lange Tradition als Kulturpflanze. Erst mit der Einführung der weltweiten Kriminalisierung von Cannabis wurde diese Tradition gebrochen und es dauerte viele Jahrzehnte, bis wieder Hanf auf den heimischen Feldern wuchs. 2017, ist es wieder so weit. Auch dieses Jahr habe ich auf meinen Fahrten durch die Heimat das ein oder andere Hanf-Feld gesehen.
Was es in Österreich 2017 ebenfalls gibt, ist der Hanf Tourismus. So gibt es zum Beispiel im kleinen Dorfe „Reingers“ im Waldviertel die Möglichkeit für Hanfliebhaber, den Hanf-Pfad entlangzuwandern und dabei mehr über das Thema Nutzhanf zu erfahren. Der ganze Ort hat sich dem Hanf verschrieben und dort wird Hanf wirklich noch als die Kulturpflanze behandelt, die sie ist. Im Hanf Shop kann man sich anschließend für die gelaufenen Kilometer belohnen und sich mit Getränken wie Hanfbier, Hanfsaft oder einem kühlen Hanf-Eistee erfrischen. Hanfkosmetika, Bekleidung und Taschen sind ebenfalls in der Produktpalette des Shops enthalten, und so kann man sein Hanf-Erlebnis perfekt abrunden.
Eine Attraktion der anderen Art gab es diesen Sommer im Schwarztal, denn dort wurde ein Feld in ein Hanf-Labyrinth verwandelt und es gab einen Lehrpfad, der den Besuchern die Vorteile und die lange Geschichte von Hanf näherbrachte.
Es gibt in Österreich dutzende Möglichkeiten Hanf näher kennenzulernen. Natürlich können hier nicht alle aufgezählt werden. Ich möchte dennoch eine weitere Möglichkeit vorstellen, da sie geografisch nahe zu meinem Heimatort gelegen ist, und ich daher dachte, sie wäre es wert erwähnt zu werden. Die Rede ist vom Hanfthal und einer Erlebnistour im Land um Laa, die auch von der Therme Laa aus geplant werden kann. Man fährt mit einem Shuttle in das Dorf „Hanfthal“ und bekommt dort eine Führung durch die Felder inklusive einiger lehrreicher Vorträge über Nutzhanf. Abschließend gibt es im Hanfheurigen noch Deftiges auf den Tisch, vieles davon ist mit Hanf verfeinert. In Kombination mit einem Thermenurlaub garantiert ein Hit.
USA
Wie auch beim Cannabistourismus ist Amerika einer der Vorreiter in Sachen Hanf Tourismus. Viele Farmen in den Staaten, in denen Cannabis erlaubt ist, bieten eine Tour durch ihre Felder an, wobei hier sowohl Cannabis für Genusszwecke, als auch Industriehanf geboten werden. Gerade in den großen Legalisierungsstaaten wie Colorado, Washington oder Oregon wurden seit der Legalisierung natürlich viele Geschäfte rund um Cannabis gegründet und es wäre naiv zu sagen, die Touristen wären wegen der Pflanze dort, da es kaum Touren ohne anschließende Verkostung des Produkts gibt. Doch für viele Liebhaber der Pflanze ist hier das Paradies, denn viele Dispensaries bieten an, einen ihrer Grow-Räume zu besichtigen und auch die großen Hersteller von Wax, Shatter und Hasch bieten teilweise Führungen durch ihre Anlagen an.
Im Falle von Genuss-Hanf ist die Sache also klar und deutlich, doch wer mehr über Industriehanf lernen möchte, ist hier vermutlich falsch. In diesen Staaten dreht sich einfach alles um den Konsum, doch noch sind diese Staaten ohnehin in der klaren Minderheit. Wenn man sich die übrigen Staaten ansieht, so sieht man, dass die Gesetze und dadurch auch die Verfügbarkeit von Hanf von Staat zu Staat unterschiedlich sind, was sich auch in den Angeboten widerspiegelt. Wer etwas sucht, findet jedoch recht rasch etwas nach seinem Geschmack und es gibt es für Hanf-Freunde Möglichkeiten in diesen Staaten Hanf-Urlaub zu machen.
Ein gutes Beispiel ist Kentucky, denn dort gibt es das Projekt „Kentucky Hemp Highway“, bei dem es darum geht, geführte, aber auch freie Touren durch die Teile Kentuckys zu unternehmen, in denen Hanf tief in der Geschichte verwurzelt ist. Der Initiator des Projekts, Daniel Isenstein, erschuf eine Karte, auf der Museen und andere Attraktionen, die in Verbindung zu Hanf stehen, aufgelistet sind und bietet diese gratis auf seiner Homepage zum Download an. Auf den Stationen des Highways gibt es immer wieder Stopps, an denen man etwas über die Gegend und ihre Vergangenheit mit Hanf erfährt, was laut dem Betreiber fast überall in Kentucky der Fall ist. Ein Beispiel für solch eine Attraktion ist eine Zip-Line Bahn, die auf dem Grundstück einer alten Hanffabrik aufgebaut wurde.
Da in Amerika schon die Pilgerväter und sogar der erste Präsident Hanf anbauten, reicht diese Geschichte von der Entdeckung Amerikas bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts, als Cannabis auf einmal verboten wurde. Innerhalb dieser Periode von fast 300 Jahren hat Hanf den Menschen oft geholfen und der Hanf Highway und ähnliche Projekte versuchen, diese Erinnerung wachzuhalten.
Jamaika
Wie bereits im Artikel über Cannabis Touris muss erwähnt, ist in Jamaika eine Grauzone, wenn es um Cannabis geht. Es ist erlaubt, 2 Unzen, also 56 Gramm, bei sich zu tragen, jedoch sind Erwerb und Verkauf strafbar. Es gibt in Jamaika viele illegale Grower, die zum Teil große Plantagen haben. Wer also in Jamaika eine Tour machen will, wird wohl auch eine Möglichkeit dazu finden, dennoch ist Jamaika nicht wirklich für Hanftourismus geeignet. Es soll jedoch in den nächsten Jahren eine umfassende Gesundheitsreform beschlossen werden, die Cannabis und Cannabis-Wellness als Tourismuszweig auf Jamaika fördern soll. Man wird sehen, was daraus wird.
Schweiz
In der Schweiz ist die Situation mit Hanf, also der THC-armen Variante der Pflanze Cannabis Sativa, noch einmal besonders geregelt. Anders als in Österreich und Deutschland liegt hier der legale Gehalt von THC bei 1 %. Seit diese Regelung in Kraft trat, steigt die Produktion von ebendiesem CBD-Cannabis und dadurch auch die bewirtschaftete Fläche. Es ist davon auszugehen, dass auch in der Schweiz in absehbarer Zeit eine Branche für diese Art des Tourismus entsteht, da es durch den Cannabis-light Boom nun auch mehr interessierte Kunden gibt.
Im Ort Zeinigen wagte ein Pionier bereits diesen Schritt und eröffnete Ende Mai 2017 einen Hanf-Erlebnishof, in dem es eine Kids Zone, eine Relax Area, Grillzonen und ein Hanf-Labyrinth mit Informationstafeln zur Hanfproduktion gibt. Das Team von „Pure Productions“, so der Name des Unternehmens, das den Erlebnishof betreibt, zeigt den Besuchern ebenfalls, wie Indoor und Outdoor CBD-Hanf angebaut und verarbeitet wird und ermöglicht Interessierten, mit den Pflanzen auf Tuchfühlung zu gehen. Der Park ist keinesfalls für Klischee-Kiffer gedacht, nein, in diesem Hof geht es rein um das Naturprodukt Hanf und seine zahlreichen Einsatzmöglichkeiten.
Ein anderer Schweizer hat ebenfalls den Nerv der Zeit erkannt und sucht per Crowdfunding nach Investoren für seinen Park, der eine Art „CBD-Disneyland“ werden soll und in dem er den Besuchern anhand von Attraktionen etwas über Hanf und seine Vorteile erzählen will. Man sieht also, dass die Branche gerade erst am Anfang der Wachstumsphase steht und, dass die Zukunft, gestützt von immer mehr positiven Legalisierungsnachrichten, für diese Industrie rosig ist.
Cannabis oder Hanf Tourismus? – Auf jeden Fall ein feiner Urlaub
Nachdem nun einige Ausflugsziele aufgezählt wurden, bleibt zu sagen, dass es für Hanf Tourismus insgesamt sicher weniger Nachfrage gibt, als für den klassischen Cannabis Tourismus. Bei aller Liebe zu Hanf und seinem außergewöhnlichen Potenzial, die meisten Cannabisliebhaber wollen trotz aller Faszination auch von der berauschenden Wirkung profitieren. Eines steht jedoch fest:
Hanf Tourismus kann spannend, informativ und lecker sein, denn Hanf ist und bleibt der Rohstoff Nummer eins. Wenn man sich die Möglichkeiten ansieht, die bereits jetzt bestehen, kann man erahnen, was die Zukunft noch bringen mag. Die Tourismusbranche wird auf den Trend aufspringen und vermutlich wird es bald noch viel mehr Möglichkeiten geben, sowohl Hanf als auch Cannabis in seinen Urlaub einzubeziehen.