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Beobachtungen des Konsumverhaltens der EU-Bürger verschiedener Staaten zeigen: Die nationale Gesetzeslage hat keinen entscheidenden Einfluss darauf, ob Menschen in einem Land Cannabis konsumieren. Hohe Konsumraten finden sich sowohl in liberalen EU-Staaten als auch in Ländern mit sehr strikter Verbotspolitik.
Maximalkonsum im lockeren Spanien und im strengen Frankreich
Die EU-Nationen mit dem höchsten Konsum sind die Tschechische Republik, Italien, Frankreich und Spanien. Während die Cannabispolitik in Tschechien und Spanien recht modern und liberal ist, ist THC-haltiges Cannabis in Italien verboten und besonders die Gesetzeslage in Frankreich hinsichtlich des Umgangs mit Cannabis gehört zu den strengsten in Europa.
Zudem konsumieren die Menschen in Malta, der Türkei und Ungarn am wenigsten innerhalb der EU. Während Cannabis in Ungarn und der Türkei verboten ist, wurde in Malta eine Entkriminalisierung umgesetzt, die dem deutschen CanG Konzept nicht unähnlich ist.
Im Jahr 2024 haben einem aktuellen Bericht der Europäischen Kommission und der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (englisch: Organisation for Economic Co-operation and Development, Abk. OECD) zufolge etwa 15 Prozent der jungen Menschen in der Europäischen Union Cannabis konsumiert, während 2,5 Prozent Gebrauch von Kokain machten. Bei Kokain ist der Konsum in den Niederlanden, Spanien und Irland besonders hoch, in der Türkei, Portugal, Polen und Ungarn am niedrigsten.
Geschlechter-Prävalenz bei Cannabiskonsumenten schwindet
Die Epidemiologin und Forschungsdirektorin beim italienischen Nationalen Forschungsrat, Sabrina Molinaro, stellt fest, dass die Strenge der Drogenpolitik eines Landes weder auf die Verfügbarkeit noch auf das Konsumverhalten der Menschen einen großen Einfluss hat. In ihren seit den 90er Jahren laufenden Studien, die sich in der Hauptsache auf das Konsumverhalten junger Menschen konzentrierten, konnte Molinaro außerdem aufzeigen, dass sich die Konsumgewohnheiten über Generationen hinweg nur wenig verändern, mit einer Ausnahme. Unter den Cannabiskonsumenten waren Jungs stets in einer massiven Überzahl. Dieser Unterschied verringert sich zusehends und ist in manchen Ländern faktisch nicht mehr vorhanden.
Verbote erfüllen ihren vermeintlichen Zweck nicht
Die in der Europäischen Union erhobenen Daten über den Cannabiskonsum in den verschiedenen Mitgliedstaaten machen einmal mehr deutlich, dass Cannabisverbote mit Strafverfolgung kein probates Mittel sind, um den Gebrauch von Cannabis in der Bevölkerung zu verringern.
Zu bedenken ist vielleicht auch die Tatsache, dass fast jeder dritte Europäer bereits mindestens einmal illegale Drogen konsumiert hat. Wer vor diesem Hintergrund heute immer noch an strikten Verboten und der Kriminalisierung von Konsumenten festhält, will also beinahe ein Drittel der Menschen zu Straftätern erklären.