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Wer sich gerne beruflich für Hanfpflanzen und Cannabinoide engagieren möchte, kann es nun auch in Deutschland mit einer Tätigkeit als Berater im Cannabis Social Club probieren.
Anbauvereine sind im Rahmen der Legalisierung dem freien Markt zwar keineswegs gleichgestellt, haben jedoch beim Bewirtschaften faktisch genauso viel zu tun wie Coffeeshops in Holland oder eben Fachgeschäfte mit Lizenz für Haschisch und Marihuana in Übersee. Das ganz große Geld verdienen und Karriere machen ist bisher nicht drin, aber das dürfte echte Gras-Fans kaum stören.
Marihuana Zuchtvereine sind keine Kolchosen
Bei der Ausarbeitung des Cannabisgesetzes (CanG) nahm sich die Bundesregierung offenbar eine Art sozialistische Kommune zum Vorbild. Mitglieder im Cannabis Social Clubs sollen gemeinsam Hanf züchten, die Ernte untereinander tauschen und auf jede Form von Umsatz verzichten. Auf dem Papier sicher eine schöne Sache und im deutschen Vereinswesen üblich. Auch Briefmarkenclubs oder der Verband für Rassekatzen kommen ohne Einnahmen aus irgendeinem Verkauf zurecht, kümmern sich um wertvolle Stempel und schnurrende Stubentiger aus gemeinsamer Leidenschaft.
Solchen Idealvorstellungen von kuscheligen Agrargenossenschaften fährt beim Cannabis allerdings die Realität gleich doppelt in die Parade. Zum einen konkurrieren Hanfvereine mit dem Schwarzmarkt und mit Dealern, die sehr wohl Einnahmen erzielen, Werbung machen und sogar Rabatt anbieten, auch wenn das alles illegal sein mag. Zum anderen handelt es sich bei Marihuana um ein Genussmittel, manchmal auch um eine Medizin, für den Konsum und Verzehr durch Erwachsene.
Falls die Kreuzung von Perserkatzen nicht gleich klappt, ist das kein Drama für einen Verein, aber miese Qualität bei der Grasernte stellt das Existenzrecht von Cannabis Social Clubs sofort infrage! Liegen keine oder zu wenig Marihuanablüten im Korb, wird weder eine LPG für Ausgleich sorgen noch ein rascher Import aus dem Ausland und einfach nur bisschen gemeinsam gärtnern reicht nicht aus. Fachliche Expertise, betriebswirtschaftliche Kenntnisse, körperlich anstrengende Tätigkeiten – das alles müssen Graszüchter im Verbund auch ohne echte Einnahmen sicherstellen.
Eine offizielle Ausbildung zum Sommelier für Cannabis gibt es (noch) nicht
Weil oft genug selbst die größten Fans der Hanfpflanze schlicht zu wenig Zeit haben für alles und jeden im Anbauclub, wird es wohl nur mit Hilfe durch angestellte Mitarbeiter gehen. Um in Technologie für den Indoor Grow investieren zu können oder in die Pacht für geeignete Außenflächen, sind die Mitgliedsbeiträge in den Cannabisverbänden aktuell recht hoch bemessen. Weitere finanzielle Mittel kommen höchstens noch durch Spenden rein.
Ob Berater und Mitarbeiter im Anbauverein stundenweise tätig sein können oder sogar in Vollzeit, hängt vom Bedarf genauso ab wie von der Vernetzung solcher Hanfclubs. Sponsoren kommen zunehmend aus der Deckung und erwarten zusammen mit allen anderen Mitgliedern der Bewerber ein solides Maß an Professionalität. Weil es zum Cannabis kein Studium gibt und keine Traditionen zur Ausbildung wie in der Önologie für Winzer, haben Quereinsteiger mit Leidenschaft ähnlich gute Chancen wie kreative Hobbygärtner.
Diese Fähigkeiten sollten Berater im Cannabis Social Club mitbringen
Natürlich hängen Anforderungen auch vom jeweiligen Profil solcher Ausschreibungen und Jobangebote ab. Mancherorts benötigt die Hanf-Gemeinde vielleicht eher Bürokaufleute als Gärtner! Gefordertes Spezialwissen geht beim Arbeiten in Cannabisclubs aber immer mit vielen allgemeinen Kenntnissen einher. Allrounder werden gesucht, mit Passion und einem dicken Fell, schließlich stehen die legalen Vereine trotz CanG und Freigabe unter scharfer Beobachtung durch Behörden.
Was die Hanfpflanze samt Blüten zum Gedeihen nötig hat, sollte man von Dünger und Licht bis zum Trocknen und Kurieren schon detailliert wissen. Ein Cannabis Berater muss im Zweifelsfall aber auch über gefährliche Streckmittel im Weed von Dealern aufklären, weiß die Nummer von der Drogenberatung und kann Auskunft geben zur Wirkungsweise der einzelnen Cannabinoide. Neue Hanfsamen für die Aussaat spannender Strains im Club, effektive Schädlingsbekämpfung, optimales Verpacken von Gras und Hasch – das alles und noch einiges mehr müssen Sommeliers beziehungsweise Berater bestmöglich beherrschen.