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Viele Cannabiskonsumenten hatten auf die Entkriminalisierung gewartet. Nun ist sie da, auch wenn nur ein über bürokratisiertes Stückchen davon. Doch spürt man sie eigentlich im Alltag? Natürlich haben einige Menschen mehr begonnen, sich mit Cannabis aus eigenem Anbau zu versorgen, seit dies legal möglich ist. Auch haben sich viele gut vernetzte Cannabis-Enthusiasten bereits in Anbauclubs zusammengefunden, um sich gemeinsam mit selbst gezüchtetem Cannabis zu versorgen.
Doch wenn wir einmal genau überlegen, so hat sich an vielen Fronten bisher noch wenig getan. Einige Regionen des Landes stemmen sich mit aller Kraft gegen die Umsetzung der CanG Regelungen und sind bemüht, dass Cannabis das Stigma des Kriminellen behält. Doch nach und nach gibt es dann doch auch sehr erfreuliche Entwicklungen, die gelegentlich zeigen, dass die Hanfpflanze ihren Platz in der Gesellschaft bekommen soll. Ein Meilenstein hat sich jetzt am Sonntag, 20. Oktober, ereignet: der erste Hanfmarkt in Oberkirch.
Kein Cannabiskonsum auf dem Hanfmarkt
Auf dem Rathausplatz in Oberkirch, einer kleinen Stadt in der Nähe von Offenburg in Baden-Württemberg, fand am vergangenen Wochenende der Hanfmarkt statt, bei welchem zahlreiche Händlerinnen und Händler eindrucksvoll darstellten, dass Hanf so viel mehr ist als eine Genusspflanze mit Rauschpotenzial. Hanf ist Baustoff, Kosmetik, Medizin, Nahrung und so vieles mehr. Und genau das konnte der Hanfmarkt hervorragend einem großen, interessierten Publikum zeigen.
Neben der Präsentation zahlreicher Hanfprodukte aus allen erdenklichen Lebensbereichen lockten auch Musik und Expertenvorträge mehrere Tausend Menschen in die Stadt in der Ortenau.
Damit aus dem Hanfmarkt ein Familienereignis sein kann, war der Konsum von Cannabis auf der Veranstaltung selbst untersagt. Niemand sollte ungewollt passiv beeinträchtigt werden, aber vor allem der Jugendschutz spielte bei dieser Entscheidung eine entscheidende Rolle. Für erwachsene Konsumenten wurde eine entsprechende Lokalität nebenan bereitgestellt, wo der sichere Konsum möglich war.
CDU Oberbürgermeister hatte die Idee
Erstaunlicherweise hatte der Oberbürgermeister, Gregor Bühler, der der CDU angehört, die Idee, den Hanfmarkt in Oberkirch auszurichten. Gemeinsam mit der Freiburger Ortsgruppe des Hanfverbands (DHV) wurde der Markt auf die Beine gestellt, nachdem Bühler die Aktivisten nach alternativen Verwendungsmöglichkeiten von Hanf außerhalb des Rauchens gefragt hatte.
Mit diesem Gedanken und dem Einsatz für die Sache wider jede Kritik hat der Oberbürgermeister einen unschätzbar wertvollen Beitrag für die Entstigmatisierung von Cannabis geleistet, vor allem angesichts seiner Unionszugehörigkeit. Dies zeigt eindrucksvoll, dass sich solche Bemühungen lohnen und auch die Vorurteile tendenziell konservativer Menschen abgebaut werden können.
Ein riesiger Beitrag zum Abbau von Vorurteilen gegen Cannabis
Dass wir diesen Event nun als den ersten Hanfmarkt in Oberkirch bezeichnen, soll selbstverständlich bedeuten, dass wir das Ereignis gerne häufiger erleben wollen, und möglichst nicht nur in Oberkirch. Solche Initiativen haben immense Vorteile gegenüber den üblichen Möglichkeiten für Hanfaktivismus. Sie erreichen ein sehr breites Publikum und nicht nur Hanffreunde. Sie sind eine niederschwellige Anlaufstelle für das Interesse an Hanf, sodass Menschen dort ihre Berührungspunkte mit Hanf entdecken und neu definieren können.
Auch bringt eine solche Veranstaltung durch das mediale Interesse eine enorme Reichweite mit sich, und das im Rahmen einer tendenziell sehr positiven Berichterstattung. Vor allem, wenn man die Organisation die Grundsätze des Gesundheits- und Jugendschutzes angemessen berücksichtigt und die Community zeigt, dass ein Stadtfest keine Müllberge, betrunkene Gewalttaten zur Folge haben muss.