Seit etwa zwei Jahren ist das legale Light-Cannabis, wie das CBD Gras auch genannt wird, im schweizerischen Handel erhältlich. Durch die verglichen mit der EU lockereren Bestimmungen, was den THC Wert anbelangt, immerhin bis zu 1 % THC darf das Cannabis besitzen und es darf sogar gezielt als Tabakersatz angeboten werden, galt die Schweiz geradezu als ein Zentrum europäischer CBD Kultur.
Und so eroberte der CBD Hanf aus der Schweiz auch Teile des Marktes in Österreich, Italien und Frankreich. Die Hersteller konnten sich also neben dem landeseigenen Umsatz noch über ein lukratives, wachsendes Exportgeschäft freuen.
Heute, zwei Jahre später, ist das CBD Gras überall erhältlich vom Fachgeschäft über den Supermarkt hin zum Kiosk. Man möchte meinen, das laufe alles großartig, doch dieser Anschein trügt. Hinter der schönen, grünen Fassade herrscht harter Konkurrenzkampf und die Hersteller bangen um ihr Fortbestehen.
Die Produzentenexplosion
Der erste Hersteller von schweizerischem Indoor CBD-Hanf, Werner Bösch, war kürzlich im Interview mit swissinfo.ch und berichtet über die Entwicklungen und das Verschwinden der anfänglichen Euphorie.
Es gab Anfang letzten Jahres in der Schweiz tatsächlich gerade einmal fünf registrierte Produzenten für CBD Cannabis, ein Jahr später waren es bereits etwa 490, und nun sind es schätzungsweise 630 Hersteller, die sich den Markt teilen müssen, bemängelt Bösch. Diese Entwicklung bringe natürlich einen starken Einfluss auf die Preise mit sich, primär für den Großhandel. Weniger als ein Drittel der Summe, die anfänglich für ein Kilogramm im Großhandel bezahlt wurde, bekomme er heute noch dafür. Dies zwinge manchen Produzenten bereits in die Knie, da sie ihre Kosten kaum mehr abdecken könnten. Bösch sei bemüht weiterhin die Ernte in Handarbeit, statt mit Erntemaschinen zu bewerkstelligen, da er auf Qualität setzen möchte. Mehr zu produzieren habe auch keinen Sinn für ihn, da der Markt gesättigt sei.
Das Exportgeschäft als Ausweg
Um neue Absatzmöglichkeiten anzuzapfen, verkaufen viele CBD Hersteller ihre Produkte ins EU-Ausland. Österreich, Italien und Frankreich boten sich hier wunderbar als Abnehmer an. Das wachsende Interesse und die öffentliche Präsenz von CBD sind auch hier spürbar und so konnte die Überproduktion der Schweiz die Geschäfte im Ausland füllen. Durch den höheren, legalen THC-Wert in der Schweiz haben die Hersteller dort Zugriff auf einen größeren Genpool, aus welchem sie neue Züchtungen kreuzen können.
Der Boomerang-Effekt
Einige Produzenten haben begonnen Stecklinge ins Ausland zu verkaufen, so Bösch, dies trage dazu bei, dass die Kunden bald ihr eigenes CBD Gras erzeugen und nicht mehr auf Importe angewiesen seien. Dann habe man sich das Exportgeschäft zerstört.
Denkt man an dieser Stelle noch etwas weiter, dann kann man vielleicht sogar annehmen, dass langfristig in manchen Ländern der EU günstiger produziert werden kann, außerdem wird auch in ganz Europa natürlich eine gigantische Sortenvielfalt entstehen. So züchtet man sich die eigene Konkurrenz und die CBD Pflanzen, die man als Stecklinge ins Ausland verkauft hat, kommen, vielleicht mit Generationen Verspätung und in Form neuer Kreuzungen, in die Schweiz zurück. Wie ein Boomerang eben.
Ist das vielleicht alles normal?
Der Wettbewerbsvorteil der Schweiz im CBD Cannabis Sektor ist gegeben durch die nationalen, rechtlichen Situationen in Europa. Diese sind aktuell jedoch stark im Wandel, insofern wird dieser Vorteil nicht ewig bestehen bleiben. Auch ist klar, dass, wenn es einen europäischen Markt gibt außerhalb der Schweiz, und so ist es, es früher oder später Bemühungen geben wird, den Markt zu versorgen aus anderen Ländern.
Und wenn dies geschieht, also CBD Cannabisproduktion innerhalb der EU, dann ist das bestellen innerhalb der EU für den Kunden oft attraktiver als aus der Schweiz, da die Zollabwicklung einfacher und günstiger ist. Der verunsicherte Online-Kunde befürchtet auch eher bei einer Bestellung, dass sein Päckchen nicht ankommt oder in uniformierter Begleitung, wenn es dort bestellt wird, wo auch Sorten verkauft werden, die die in der EU zulässigen THC-Werte überschreiten.