Wenn man nicht in die Arbeit auf dem Feld involviert ist, stellt man sich die Landwirtschaft, speziell den Ackerbau, nicht besonders kompliziert vor. Man sät eine Pflanze, Getreide oder Ähnliches, dann pflegt, düngt und schützt man es, bis es Früchte trägt und man es ernten kann, und nach dem Winter geht das gleiche Spiel von vorn los.
Die meisten von uns werden sehr wahrscheinlich anerkennen, dass man natürlich einiges wissen und sich mit vielen Details auskennen muss, um auf dem Feld erfolgreiche Ernten einzufahren. Doch es gibt Aspekte der Landwirtschaft, an die der Nichtwissende nicht im Entferntesten denkt. Die Beschaffenheit des Bodens beispielsweise stellt die Landwirtschaft immer wieder vor besondere Herausforderungen. Je nach Pflanze muss der Boden verschiedenen Anforderungen an die vorhandenen Nährstoffe gerecht werden. Auch muss beachtet werden, dass viele konventionelle Praktiken des Anbaus für den Boden nicht gerade eine Wohltat ist.
Regional unabhängig – Die Hanfpflanze wächst fast überall
Ein wichtiger Aspekt des Anbaus auf dem Feld ist gewiss die Auswahl einer geeigneten Frucht, die man darauf kultivieren möchte. Nicht jede Pflanze kann in jeder Region oder auf jedem Boden mit Aussicht auf guten Ertrag angepflanzt werden. Und da die Pflanze dem Boden im Verlauf ihres Daseins einige Nährstoffe entzieht, sollte auf einer Fläche auch nicht dauerhaft in Folge das Gleiche angebaut werden. Die Hanfpflanze ist sehr anspruchslos und gedeiht auf fast jedem Grund. In den weltweit meisten Regionen kann Hanf problemlos angebaut werden, denn sie ist auch von Natur aus in eigentlich allen Teilen der Erde zu Hause.
Im Gegensatz zu anderen Gewächsen sind Landwirte bei Hanf geografisch so gut wie überhaupt nicht eingeschränkt. Hanf ist robust, resistent gegen viele Krankheiten und Schädlinge, und kommt, abgesehen von extrem trockenen Wüsten und Regionen mit Dauerfrost, mit allen Klimaregionen und Witterungen zurecht. Wenn sich für einen Landwirtschaftsbetrieb also die Frage stellt, ob es ihm möglich sei, Hanf anzubauen, so wird die Antwort mit ziemlicher Sicherheit Ja lauten. Im Optimalfall soll der Boden halbwegs durchlässig sein, aber im Allgemeinen stellt Hanf kaum Ansprüche an den Untergrund. Der Nährstoffbedarf ist vergleichsweise gering, sodass selbst karge Böden für den Anbau infrage kommen.
Höhere Profite als andere Feldfrüchte
Wenn man ein Feld mit einer Feldfrucht bestellen kann, dann ist die Frage, wie viel Geld man pro Hektar verdienen kann, von entscheidender Bedeutung für die Auswahl des Saatguts. Im Jahr 2019 zum Beispiel verdiente ein US-amerikanischer Landwirt, im Durchschnitt 1000 Dollar pro Hektar, mit dem Anbau von Mais. Hanfbauern, die für die Herstellung von CBD- und CBG-Produkten Hanf kultivieren, konnten im selben Jahr in der Spitze Gewinne von teilweise mehr als 30.000 Dollar je Hektar erwirtschaften. Das waren wohl Spitzenwerte, im Durchschnitt war es also sicher etwas weniger, und dennoch bringt Hanf deutlich mehr ein als die meisten anderen Feldfrüchte, die in Landwirtschaftsbetrieben angebaut werden.
In manchen Regionen Deutschlands vergleicht man die Gewinnaussichten auf dem Feld gern mit Raps. Hanf soll im Vergleich zu Raps gut das Vierfache einbringen. Die Gewinnspanne bei Hanf kann sehr unterschiedlich aussehen, je nachdem für welche Industrie man produziert. Der Anbau für den Bereich CBD, CBG oder anderer Cannabinoide hat einen vergleichsweise hohen Ertrag, der Anbau von Faserhanf oder für die Gewinnung von Samen und Hanföl bringt wohl etwas weniger ein.
Hanf als Nährstofflieferant für den Boden
So ziemlich alle Nutzpflanzen, die wir Menschen auf dem Feld anbauen, entziehen dem Boden Nährstoffe. Natürlich, denn der Boden bildet einen relevanten Teil der Ernährung für das Gewächs und stellt diesem die Nährstoffe für den ganzen Lebenszyklus zur Verfügung. Deswegen wird der Ackerboden gedüngt, oft mit chemischen Substanzen, die für Mensch und Natur schädlich sind. Außerdem halten viele Bauern bestimmte Fruchtfolgen ein, was bedeutet, sie pflanzen verschiedene Gewächse in einer bestimmten Reihenfolge, sodass der Boden gezielt die verschiedenen Nährstoffe regenerieren kann, die wiederum für folgende Bepflanzungen benötigt wird. Der Hanfanbau revitalisiert den Erdboden aktiv und füllt die Nährstoffreserven zügig wieder auf. Das funktioniert so gut, dass nach einem Jahr Hanfanbau selbst auf einem vorher kargen Boden wieder fast jede Pflanze kultiviert werden kann.
Abgesehen von der Revitalisierung des Feldes haben auch speziell die Wurzeln der Hanfpflanze mechanische Vorteile für den Boden. Einerseits schützen sie vor Erosion und halten die Erde zusammen, andererseits verhindern sie eine zu starke Verdichtung und lockern den Boden auf. So wird er auch bestmöglich belüftet, was den Gehalt an Kohlendioxid noch erhöht, was ebenfalls hilfreich für den nächsten Anbau ist. Während des Wachstums erzeugt Hanf eine große Menge Biomasse. Je nachdem, auf welchen Teil der Pflanze sich der Anbau konzentriert, bleibt mehr oder weniger Biomasse übrig, mit der dem Boden Nährstoffe wieder zugeführt werden können. Gerade bei Betrieben, die für die CBD-Industrie Hanf anbauen und nur die Blüten benötigen, bleibt sehr viel Pflanzenmaterial übrig, welches für die Nährstoff-Anreicherung genutzt werden kann.
Phytosanierung – Eine besondere Superkraft der Hanfpflanze
Auch wenn bei den Menschen das Bewusstsein für den Schutz der Umwelt wächst, so dürfen in der Landwirtschaft auch heute immer noch Substanzen verwendet werden, die den Boden und die ganze Natur belasten, so etwa chemische Dünger, Herbizide und Pestizide.
Abgesehen davon, dass in der Hanfbranche schon wegen der Verbundenheit zur Natur und aus Überzeugung von nachhaltigen Methoden solche Mittel eher selten zum Einsatz kommen, benötigen die schnell wachsenden Hanfgewächse diese auch nicht in dem gleichen Maß wie andere Feldpflanzen. Hanf verfügt über eine hohe Widerstandsfähigkeit gegenüber Schädlingen, Parasiten und Krankheiten verfügt, kommt er oft hervorragend ohne chemische Schutzmaßnahmen aus.
Die bloße Reduktion der Bodenbelastung ist allerdings noch nicht die ganze Leistung, die Hanf zu bringen vermag. Die Wurzeln der Pflanze entziehen dem Boden darüber hinaus giftige Schwermetalle, speichern sie, und zersetzen diese teilweise zu harmlosen Substanzen. Diese Fähigkeit des Hanfes wird heute gezielt dazu eingesetzt, um verseuchte Böden wieder bebaubar zu machen, unter anderem auch in Gegenden, wo die Böden durch den Vorfall in Tschernobyl belastet sind. Die Säuberung von Böden durch das Bepflanzen mit Gewächsen wie Hanf nennt man Phytosanierung, und man kann damit nicht nur giftige Schwermetalle wie Cadmium, sondern sogar gefährliche, radioaktive Substanzen aus den Böden entfernen. Zwar können für die Phytosanierung auch andere Pflanzen eingesetzt werden, doch kaum eine ist so gut geeignet wie Hanf. Das ist wirklich eine besondere Superkraft einer ohnehin sehr talentierten Pflanze.