Es wird angenommen, dass Hanf das älteste bekannte Textilmaterial in der Geschichte der Menschheit ist. Viele Indizien deuten darauf hin Hanffaser schon 8000 – 10000 v. Chr. genutzt wurde. Die frühesten Funde von Hanftextilien stammen aus China und Kasachstan und sind auf 8000 v. Chr. – 4000 v. Chr. datiert.
Mit dem Anbau in China 2800 v. Chr., hat sich die Hanfpflanze über Ägypten und Persien in Mitteleuropa verbreitet, bis sie 1500 erstmalig in Südamerika und ab 1600 in Nordamerika kultiviert wurde. Es gibt vermutlich keine Pflanze mit einer derart langen Verwendungsgeschichte und so vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten. Wir nehmen dich mit auf eine Reise durch die Geschichte von Hanffasern und erklären dir, was sie so einzigartig macht.
Hanf als Zahlungsmittel
Hanf wurde ein so hoher Wert beigemessen, dass sogar Steuern damit beglichen werden konnten. Bereits 500 v. Chr. tat man dies in China mit Hanfstängeln und im Jahr 900 verpflichtete Karl der Große in einem Dekret Bauern zum Anbau von Hanf und gab ihnen die Erlaubnis, ihre Steuerschuld mit Hanfsamen zu bezahlen. Danach wurde von 1630 bis in das frühe 19 Jh. Hanf in vielen Gebieten Nordamerikas als gesetzliches Zahlungsmittel akzeptiert.
Hanffaser als Grabbeigabe
Die Phryger, ein indogermanisches Volk, das 800 v. Chr. in Anatolien ansässig war, bestatteten ihre Verstorbenen zusammen mit Hanftextilien. Und auch bei den Germanen und Kelten wurden Grabbeigaben aus dem Jahr 500 v. Chr. in Form von Hanferzeugnissen entdeckt. Einer der berühmtesten beigesetzten Persönlichkeiten, dessen Kleidung vollständig aus Hanfgewebe bestand, war der im Jahre 565 in Paris begrabenen Merowingerkönigin Adelgund.
Die Hanffaser in Europas Mittelalter
Als 1390 die erste Papiermühle in Nürnberg zur Massenpapierherstellung eröffnet wurde, ebnete sich der Weg für die Hanffaser als der wichtigste Rohstoff zur Papierherstellung. Johannes Gutenbergs Erfolg seiner revolutionären Buchdrucktechnik mit beweglichen Metalllettern und Druckerpresse war maßgeblich von Hanfpapier geprägt. So ist es nicht überraschend, dass Gutenberg 1455 seine erste Bibel auf Hanfpapier drucken ließ. Im Jahr 1533 befahl Heinrich der VIII Englands Bauern den Anbau von Hanf, da sämtliche Textilien, Seile und die Sehnen der Langbögen aus Hanf gefertigt wurden und die Nachfrage entsprechend groß war.
Der Siegeszug von Hanffaser in Nordamerika
1611 wurde Hanf erstmalig auf amerikanischem Boden angebaut und entwickelte sich auch dort als unentbehrliches Ausgangsmaterial für Kleidung und Stoffe. Zu Zeiten der amerikanischen Kolonien waren Hanffasern essenziell für die Schifffahrt und diente als Rohstoff für Segeltücher und Seile. Schon die Gründerväter der USA, Thomas Jefferson und Benjamin Franklin, bauten Hanf an und besaßen Fabriken zur Hanfverarbeitung. Nicht verwunderlich also, dass auch die amerikanische Unabhängigkeitserklärung auf Hanfpapier geschrieben wurde. Und auch danach spielte Hanffaser eine wichtige Rolle in der amerikanischen Geschichte. Während des 2. Weltkriegs förderte die US-Armee zusammen mit dem amerikanischen Landwirtschaftsministerium den Hanfanbau mit der Kampagne „Hanf für den Sieg“, um ihn als Ressource für militärische Ausrüstung und Armee-Equipment zu nutzen.
Hanffaser in der industriellen Revolution
Auch viele prominente Industriemagnaten konnten sich für die Hanffaser und weiter Hanferzeugnisse begeistern. Henry Ford experimentierte 1941 mit Hanffaser zur Herstellung von Autokarosserien, BMW ließ Hanfmaterialien in seinen Autos verbauen und Rudolph Diesel konstruierte einen Motor für den Betrieb mit Hanföl. Der Großkonzern Kimberly Clark druckte die Bibel auf Hanfpapier, da dieses nicht vergilbt und eine lange Haltbarkeit verspricht. Auch Baumaterialien wie Faserplatten, Balken, Pfosten und Dämmmaterial konnten damals mithilfe von Hanffasern hergestellt werden und wurden für ihr geringes Gewicht und ihre hohe Stabilität geschätzt.
Doch der Siegeszug der Hanffaser fand ein abruptes Ende. Ab 1937 wurde der Hanfanbau in den USA durch das Marihuana-Steuergesetz zunehmend erschwert, bis 1950 der Anbau großteils eingestellt wurde. Durch die extrem hohen Steuerabgaben für Hanf war die Produktion nicht mehr rentabel und Hanf gewann nach und nach einen unrühmlichen Ruf als reine Drogenpflanze. Dieser Ruf hat sogar dazu geführt, dass von 1982 bis 1996 ein Hanfanbauverbot in Deutschland herrschte.
Das Revival der Hanffaser
Hanf als Rohstoff zur Textilerzeugung erfreut sich seit den 90er-Jahren immer mehr an Beliebtheit, und dank der erfolgreichen juristischer Anfechtung von Hanfanbauverboten haben viele Länder weltweit wieder mit der Produktion von Hanffasern begonnen. China, Russland und Kanada gehören mittlerweile zu den wichtigsten Hanfanbaugebieten. Die Vorteile von Hanffasern liegen auf der Hand und sind einleuchtend. Der Anbau von Hanf benötigt keinerlei Pestizide oder ähnliche Chemikalien und ist vergleichsweise wassersparender als der Anbau von Baumwolle.
Forscher haben kürzlich die Effizienz der Wassernutzung von Hanf und Baumwolle untersucht und verglichen. Das Ergebnis: Hanf kann für die Bildung von Biomasse Wasser 6 x effizienter nutzen als Baumwolle. Trotz seiner Anspruchslosigkeit ist die Hanfpflanze in der Lage, Höchstleistungen zu vollbringen. Sie kann innerhalb von 3 Monaten eine Höhe von bis zu 4 Meter erreichen.
Auch was Langlebigkeit & Robustheit betrifft, können Hanffasern überzeugen. Sie gehören zu den stabilsten Naturfasern und haben eine 8-mal höhere Zugfestigkeit als Baumwollgewebe oder Leinengewebe. Zudem besitzen Hanftextilien eine gute Isolierfähigkeit und hemmen aufgrund ihrer chemischen Beschaffenheit die Vermehrung von Bakterien und verhindern dadurch die Bildung von unangenehmen Gerüchen. Hinzu kommt auch, dass sie einen guten Schutz vor UV-Strahlung bieten sowie formfest und knitterfrei sind.
Das Abschmink- und Gesichtsreinigungstuch von Mélusine Paris
Auch Kosmetik- und Beautyfirmen haben die Vorteile von Hanffaser für sich entdeckt. Das französische Unternehmen Mélusine Paris hat ein Abschminktuch mit eingewobenem Hanf entwickelt, dass zum Entfernen von Make-up nur etwas Wasser benötigt. Das anschmiegsame Tuch ist maschinenwaschbar und garantiert eine Nutzungsdauer von bis zu 3 Jahren. Dadurch ist es eine sparsame Alternative zum regelmäßigen Kauf von Wattepads und eine Erleichterung für den Geldbeutel und die Umwelt.