Die Substanz, die die meisten Konsumenten jahrzehntelang interessiert hat, heißt (−)-Δ9-trans-Tetrahydrocannabinol, oder kurz THC. Es gilt als Hauptwirkstoff der Hanfpflanze und ruft beim Konsum einen mehr oder weniger veränderten Bewusstseinszustand hervor. Das therapeutische Potenzial von Tetrahydrocannabinol ist enorm, doch der psychoaktive Stoff ist auch ein Grund für viele Menschen, der Cannabispflanze mit Skepsis zu begegnen. Auch unter den Cannabis-Konsumenten können nicht alle mit den heute immer höheren THC-Konzentrationen umgehen, die die Züchter mittlerweile aus den Pflanzen herauskitzeln.
Der Kenntnisstand über Cannabis lenkt den Fokus weg von THC
Tatsächlich wurde der durchschnittliche THC-Wert, den natürliche Cannabispflanzen (abgesehen von der THC-armen Ruderalis) mit um die 5 Prozent gemessen. Heute ist das vierfache davon schon bald Standard und die Grower, die ambitioniert für Teilnahmen an Cannabis Cups züchten, kratzen bereits an der 30-Prozent-Marke. Diesem Trend entgegen entwickelt sich bei einigen Cannabis-Genießern ein anderes Bewusstsein für ihr Kraut. Begründet durch die Liberalisierung von Cannabis, auch im medizinischen Bereich, sind den Menschen heute weit mehr wissenschaftliche Erkenntnisse über Hanf zugänglich.
Seitdem der Wirkstoff Cannabidiol (CBD) durch seine gesundheitsfördernden Eigenschaften und medizinisch relevanten Wirkungen ins Rampenlicht getreten ist, haben sich viele Menschen ein Wissen um die Pflanze angeeignet, welches vor 20 Jahren sogar unter Konsumenten selten vorhanden war. Neben THC und CBD sind nun auch andere Cannabinoide und Terpene interessant geworden, die miteinander interagieren und so ein breites Spektrum an Wirkungsnuancen und Aromen hervorbringen.
Der Schwarzmarkt verhindert die Wirkstoff-Kontrolle
Mit diesen Kenntnissen verändern sich auch die Ansprüche, die einige Konsumenten an ihr Cannabis haben. Nicht jeder mag es, stundenlang lethargisch auf der Couch zu sitzen, und diesen Effekt rufen auch nicht alle Sorten hervor. Leider ist es ein Problem, welches der illegale Schwarzmarkt mit sich bringt, dass man nie genau wissen kann, welche Wirkstoff-Profile der Kauf beim Dealer mit sich bringt, oder welche Stoffe enthalten sind, die generell nicht in ein genießbares Cannabis gehören. Gerade junge, unerfahrene Konsumenten neigen immer noch dazu, die Qualität von Cannabis allein anhand der Stärke des Rausches zu beurteilen. Aber starkes Gras ist nicht unbedingt auch gutes Gras, und die hohen THC-Konzentrationen bergen Risiken, die ein natürlich gewachsenes Cannabis mit moderatem THC-Gehalt nicht kennt.
THC-Gehalt und Abhängigkeitsrisiko hängen zusammen
Cannabis mit viel THC bewirkt nicht nur einen heftigeren Rausch, sondern kann tendenziell eher eine Sucht-Symptomatik hervorrufen. Eine Gruppe von Forschern der Iowa State University hat eine Studie veröffentlicht, der zufolge die Chance, Anzeichen einer Abhängigkeit zu entwickeln, mit zunehmendem THC-Gehalt ansteigt. Eine Person, die Cannabis mit einer durchschnittlichen THC-Konzentration von etwa 12 Prozent konsumiert, ist fast fünfmal anfälliger für Abhängigkeits-Symptome als jemand, der Cannabis mit nur fünf Prozent THC konsumiert.
Das Ergebnis der Studie soll auch die Regierung der Legal States der USA dazu anhalten, über nähere gesetzliche Bestimmungen zu den THC-Konzentrationen der legal in Dispensaries gehandelten Cannabisprodukte nachzudenken. Wer Zugang zu einer großen Auswahl an unterschiedlichen Cannabisprodukten hat und zu deren Wirkstoff-Profile, der kann sich glücklich schätzen, und in der Regel wird er auch ein differenzierteres Verhältnis zu den verschiedenen Wirkungen entwickeln, die die einzelnen Sorten haben können. Aller Wahrscheinlichkeit nach wird man sich in dem Fall langfristig seine Lieblingssorte nicht nach dem maximalen THC-Gehalt aussuchen, sondern nach Geschmack und einer möglichst angenehmen Wirkung, die nicht zu extrem ist.