Mit den zwei bekannten Wirkstoffen Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabinol (CBD) verfügt die Cannabispflanze über ein enormes, medizinisches Potenzial. Deswegen ist Cannabis heute für die Wissenschaft so interessant wie nie zuvor. Schon lange weiß man, dass es noch Hunderte von anderen Stoffen zu entdecken gibt, von denen einige wohl ebenfalls für die Gesundheit von Nutzen sein können. Manche davon werden auch bereits erforscht und genutzt, wie Cannabichromen (CBC) und Cannabigerol (CBG).
Cannaflavine gehören zur Gruppe der Flavonoide
Als entzündungshemmende Substanz hat sich Cannabidiol in den letzten Jahren einen Namen gemacht. Aber es gibt einen Wirkstoff in Cannabis, der ebenfalls anti inflammatorische Eigenschaften hat. Die zwei Substanzen gehören in diesem Fall nicht zur Gruppe der Cannabinoide wie THC und CBD, sondern zu den Flavonoiden. Diese sind unter anderem auch für die Aromen von verschiedenen Gewächsen verantwortlich. Die entzündungshemmende Wirkung der sogenannten Cannaflavine ist 30-mal stärker als von Acetylsalicylsäure (ASS), den man von vielen Schmerzmedikamenten, wie Aspirin kennt. Cannaflavin A und Cannaflavin B wurden eigentlich bereits 1986 identifiziert, doch erst kürzlich sorgten die Cannaflavine wieder für einige Schlagzeilen.
Herstellung von Cannaflavin A und Cannaflavin B bald in großen Mengen
Flavonoide kommen nicht nur in Cannabis vor, sondern auch in Obst, Gemüse, Blumen, Tee und Wein. Cannaflavin A und B hat man allerdings nur in Cannabis gefunden. Die Cannaflavine sind in der Cannabispflanze von Natur aus nur in geringen Konzentrationen enthalten. Sie machen nicht mehr als 0,014 Prozent des Pflanzengewichts aus. Kanadische Forscher haben aber vor Kurzem herausgefunden, wie die Substanzen in größeren Mengen erzeugt werden können. Es ist ihnen gelungen, beide Moleküle im Labor herzustellen. Nun arbeiten die Wissenschaftler an der Entwicklung eines biochemischen Systems, das die entzündungshemmenden Cannaflavine in industriellem Maßstab produzieren kann. Damit soll eine effektive Alternative zu Opioiden geschaffen werden, die Linderung bei akuten und chronischen Schmerzen anbieten kann und bei der kein Abhängigkeitsrisiko für die Patienten besteht.
Synthetische Herstellung für die medizinische Nutzung
Viele Freunde von Hanf und Cannabis sind eher skeptisch, wenn es um Cannabismedikamente geht, die auf synthetischer Basis hergestellt sind. Unter manchen Aspekten ist dies verständlich, doch da Cannaflavin A und B anders nicht in ausreichenden Mengen zur Verfügung gestellt werden können, ist die synthetische Herstellung aktuell die einzige Option für die medizinische Nutzung. Das Gleiche könnte in Zukunft übrigens noch für viele Entdeckungen der Cannabisforschung gelten. Denn die meisten der vielen Wirksubstanzen von Cannabis sind in der Pflanze nur in geringen Konzentrationen zu finden. Daher wird man wahrscheinlich auch diese synthetisch herstellen müssen, um sie für Patienten nutzbar zu machen.