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Über die kombinierte Anwendung von Hanf und anderen Kräutern
Ganz gleich, ob wir Cannabis mittels eines Vaporizers, einem Joint oder oral einnehmen, kann die Kombination mit einem anderen Kraut eine interessante und lohnenswerte Angelegenheit sein; sowohl als Tabakersatz sowie im Sinne einer synergistischen Modulierung der Cannabiswirkung, aus genüsslichen, als auch aus therapeutischen Gründen. Vieles ist denkbar und möglich.
Afrikanisches Löwenohr
(Leonotis leonurus) – Temp. 150 – 180 °C
In Südafrika ist das Löwenohr als „Wild Dagga“ (dt. Wilder Hanf) bekannt, was auf die beruhigenden und euphorisierenden Eigenschaften dieser hübsch blühenden Pflanze hinweist. Allerdings wirkt der Lippenblütler diesbezüglich deutlich subtiler, als es beim Cannabis der Fall ist. Dennoch wird das Kraut in seiner Heimat gerne als Substitut für die stärker wirksamen Hanfblüten geraucht.
Von ethnomedizinischer Relevanz sind sowohl die Blätter, die Stängel als auch die Wurzel des Löwenohrs. Traditionelle Indikationen sind unter anderem Angstzustände, Bluthochdruck, Epilepsie, Fieber, Hautkrankheiten, Kopfschmerzen, Krämpfe und Schlangenbisse, wozu die potenten Pflanzenteile geraucht, als Dekokt eingenommen oder äußerlich zur Anwendung gebracht werden. Auffällig ist, dass sich das Indikationsspektrum des Löwenohrs in vielerlei Hinsicht mit dem von medizinischem Cannabis deckt. Daher kann es für eine synergistische Beeinflussung der Heilwirkung sinnvoll sein, beide Gewächse in Kombination einzunehmen. Hanf und Löwenohr vertragen sich sehr gut.
Damiana
(Leonotis leonurus) – Temp. 150 – 180 °C
Das aromatische Kraut dieses in Amerika vorkommenden Strauchs ist seit langen Zeiten als tonisierendes Heilmittel bekannt. Eingesetzt wird es als solches traditionell beispielsweise bei Erkrankungen der Blutgefäße, Erkältungen, Infektionskrankheiten, Menstruationsstörungen und Verdauungsbeschwerden. Am verbreitetsten ist aber sicherlich die Verwendung als Aphrodisiakum, als Entspannungsmittel sowie als milde Stimulans.
In Kombination mit Cannabis wirkt Damiana in einer leichten Verstärkung der Entspannung und Euphorie, weshalb es für viele Nutzer ein beliebter Tabakersatz ist. Der sich durch eine Vermischung verändernde Geschmack ist allerdings nicht jedermanns Sache. Wer den Cannabisgeschmack nicht verfälschen möchte, der vaporisiert die beiden Kräuter daher am besten nacheinander und nicht gleichzeitig.
Johanniskraut
(Hypericum perforatum) – Temp. 170 – 190 °C
Das in Europa heimische Johanniskraut ist eines der beliebtesten Naturarzneien, wenn es um die Behandlung von leichten Depressionen geht. Üblicherweise wird es dazu als Tee oder als Ölauszug (Rotöl) appliziert. Geraucht oder vaporisiert wird es hingegen nur selten, obschon auch diese Anwendung möglich ist, auch in Kombination mit Cannabis. Zusammen eingenommen kommt es zu einer leichten Verstärkung der antidepressiven und angstmindernden Cannabiswirkung. Am stärksten wirkt diese Kombo jedoch nicht nach dem Vaporisieren, sondern infolge einer oralen Zufuhr, beispielsweise dann, wenn Johanniskrautöl und Cannabisöl (kein Hanfsamenöl) gemischt werden. Einige Personen schätzen auch den positiven Synergismus zwischen Johanniskrautöl und CBD-Öl. Es ist jedoch zu beachten, dass Johanniskraut, unabhängig der Applikationsform, das volle Wirkpotenzial erst infolge regelmäßiger Anwendungen entfaltet.
Kamille
(Matricaria chamomilla) – Temp. 120 – 200 °C
Die getrockneten Blüten der Kamille eignen sich aus mehreren Gründen für eine Kombination mit Cannabis. Denn einerseits schmecken sie ausgesprochen gut und können daher das Geschmackserlebnis positiv beeinflussen; primär dann, wenn das Hanfprodukt mal nicht so gut schmeckt, wie es eigentlich sollte. Andererseits haben inhalierte Kamillenblüten eine beruhigende, entzündungshemmende und schleimlösende Wirkung, die sich sehr gut zur Linderung einer Erkältung und anderen Symptomen sowie für eine leichte Verstärkung der entspannenden und einschlaffördernden Cannabiswirkung eignet. Eine Intensivierung der Cannabis-Psychoaktivität bewirkt die Kamille allerdings nicht.
Kanna
(Sceletium tortuosum) – Temp. 150 – 180 °C
Kanna ist ein sukkulentes Mittagsblumengewächs aus dem Süden Afrikas, dass aufgrund seiner euphorisierenden und stimulierenden, und je nach Set und Setting auch aphrodisierenden Wirkung in seiner Heimat schon lange als rekreative Genussdroge sowie als Heilmittel zur Linderung von Angstzuständen, Depressionen und Schmerzen eingesetzt wird. Die getrockneten und fermentierten oberirdischen Pflanzenteile („Kougoed“) können gleichermaßen geraucht, geschnupft oder oral zugeführt werden.
Die Kombination von Kanna und Cannabis wird üblicherweise als sehr synergistisch beschrieben. Als Mixtur geraucht oder vaporisiert, kann die Wirkung des Kougoeds das Cannabis-High ungemein intensivieren, sowohl auf der euphorisierenden als auch auf der psychedelischen Ebene. Es sollte sich daher langsam an die individuelle Idealdosis herangetastet werden. Zu beachten ist, dass die auf dem Markt erhältlichen und in Pulverform vorliegenden Kanna-Extrakte entsprechend ihrer jeweiligen Potenz immer niedriger dosiert werden, als das fermentierte Trockenmaterial.
Katzenminze
(Nepeta cataria) – Temp. 110 – 150 °C
Die von diesem Lippenblütler ausgehenden Aromen können auf geschlechtsreife Katzen eine anziehende Wirkung haben, weshalb man dieses Gewächs auch als Katzenminze bezeichnet. Um eine Art aus der Gattung der Minzen handelt es sich allerdings nicht, jedoch gehören beide Gattungen derselben Familie an.
Für Heilzwecke wurde die Katzenminze früher bevorzugt als Tee zubereitet und als Beruhigungsmittel sowie bei Erkältungen, Grippe und Magenverstimmungen empfohlen. Das Wirkspektrum wird als antibakteriell, appetitanregend, entgiftend, entspannend, euphorisierend, fiebersenkend, krampflösend, schmerzlindernd und schweißtreibend beschrieben.
Was die Psychoaktivität der Pflanze betrifft, scheiden sich die Geister. So wird von manchen Usern eine angenehme Entspannung beschrieben, andere hingegen konnten sogar eine leichte psychedelische Wirkung feststellen, die sich unter anderem in einer Intensivierung der Farbwahrnehmung äußerte. Es gibt aber auch sehr viele Personen, die auf der psychoaktiven Ebene überhaupt keine Effekte bemerkt haben, unabhängig davon, ob sie die Pflanze geraucht und vaporisiert oder als Tee eingenommen haben.
Etwas anders verhält es sich, wenn Katzenminze in Kombination mit Cannabis zur Anwendung gebracht wird; dann ist der Konsens über ein psychoaktives Wirkverhalten deutlich größer. Die meisten Personen beschreiben eine deutliche Intensivierung der Cannabiswirkung, gelegentlich wird sogar von einem leichten „Trip“ gesprochen, der rund 15 bis 30 Minuten andauern kann.
Kratom
(Mitragyna speciosa) – Temp. 175 – 200 °C
Die bitter schmeckenden und über eine Anbindung an die endogenen Opioidrezeptoren wirkenden Blätter des Kratombaums werden üblicherweise oral eingenommen, bevorzugt als Kapsel, Tee oder in Schokolade, Shakes und Joghurt verarbeitet. Sie können aber auch geraucht oder vaporisiert werden, jedoch wirken sie dann signifikant schwächer. Der inhalierte Kratom-Rauch und -Dampf hat eine leicht euphorisierende und stimulierende Wirkung, die sehr gut mit Cannabis harmonisiert und der oftmals müde machenden Wirkung von Haschisch oder einem Indica-Gras auf sanfte und verträgliche Weise entgegenwirkt. Gleichzeitig kann es aber auch zu einer Intensivierung des subjektiven Rauscherlebens kommen. Zudem ist Kratom bei einigen CBD-Gras-Nutzern sehr beliebt.
Wird Kratom hingegen in höherer Dosierung oral zugeführt, und dazu möglicherweise noch Cannabis konsumiert, treten primär sedierende Effekte auf, die mitunter so stark sein können, dass man ungewollt einschläft oder anderweitig in die geistigen Welten eintaucht; auch an Plätzen, die dafür möglicherweise eher ungeeignet sind. Infolge des Rauchens ist eine solche Wirkung aber nahezu ausgeschlossen.
Ethnomedizinisch ist Kratom als Mittel zur Behandlung von Verdauungsstörungen, chronischen Schmerzen und Libidostörungen bekannt, weiterhin kann es bei Alkohol- oder Opiatabhängigkeit den Entzug erleichtern. Alles in allem fast identisch zum medizinischen Nutzen von Cannabis, sodass sich zur Linderung von Angstzuständen, Krämpfen, Schmerzen, Stresssymptomen u. a. je nach persönlicher Präferenz auch eine Kombination dieser beiden Naturstoffe anbieten kann. Eine regelmäßige Einnahme von Kratom ist aufgrund des potenziellen Abhängigkeitsrisikos allerdings zu meiden!
Minze
(Mentha spp.) – Temp. 120 – 140 °C
Die Blätter der Minze gehören zu den beliebtesten Kräutern für einen Tabakersatz. Der Geschmack ist sehr angenehm und gibt im Prinzip jeder Rauchmischung eine erfrischende Note. Volks medizinisch relevant ist die Minze unter anderem zur Linderung von Übelkeit und Husten. Die zentrale beim Rauchen oder Vaporisieren feststellbare Wirkung des im Blattmaterial vorliegenden Hauptinhaltsstoffes Menthol ist eine schleimlösende und kühlende.
Da die Minze über keine psychoaktiven Eigenschaften verfügt, und auch nicht dazu imstande ist, die Cannabiswirkung zu verstärken, geht es bei der Kombination aus Gras und Minze in erster Linie um geschmackliche und hustenlindernde Aspekte. Die Wirkung ist vergleichbar mit dem Monokonsum von Cannabis. Daher sind die getrockneten Blätter in erster Linie für alle jene interessant, welche die Cannabiswirkung am liebsten unverfälscht genießen möchten, zum Einsparen aber nach einem wirkneutralen „Streckmittel“ suchen. Welche Minzart letztlich verwendet wird, ist von der individuellen Vorliebe des Konsumenten abhängig, geeignet sind etwa die grüne Minze, die Pfefferminze sowie die Wasserminze.
Tabak
(Nicotiana tabacum) – Temp. 120 – 150 °C
Von vielen Personen geächtet, wird die Kombination aus Cannabis und Tabak von anderen aufgrund ihrer synergistischen Eigenschaften geschätzt und dem Cannabis-Monokonsum vorgezogen. Der große Nachteil an dieser Kombo ist sicherlich die suchterzeugende und potenziell gesundheitsschädliche Wirkung des Tabaks, obschon natürlich auch der inhalierte Rauch von anderen Pflanzen nicht das Gesündeste ist.
Was die synergistische Wirkung dieser beiden Naturstoffe betrifft, sind sich meisten Konsumenten dahin gehend einig, dass das Cannabinoid-High durch die gleichzeitige Zufuhr des Tabaks eine beruhigende Note bekommt, durch die sich der Hanfrausch wesentlich einfacher kontrollieren lässt. Persönlich sind mir auch Personen bekannt, die nach einer versehentlichen Überdosis, wie es bei Verwendung eines potenten Extraktes schnell passiert sein kann, eine Zigarette rauchen, um damit der Hanfwirkung teilweise entgegenzuwirken und sich sozusagen wieder zu „erden“. Allerdings widersprechen solche subjektiven Erfahrungen einer 2009 in der Zeitschrift „Inhalation Toxicology“ veröffentlichten Studie, die zu dem Ergebnis kam, dass Tabak die Verdampfungseffizienz von THC bis zu 45 % erhöhen kann. Um es mit anderen Worten zu sagen: Tabak wirkt der Cannabiswirkung nicht entgegen, sondern er verstärkt diese sogar. Um aber tatsächlich etwas Stichhaltiges zu diesem Thema sagen zu können, sind zweifelsohne noch weitere Forschungen auf diesem Gebiet erforderlich.