Gibt es wirklich eine Allergie gegen Cannabis? Ja, die gibt es. Der Mensch kann gegen so ziemlich alles Allergien entwickeln. Auch gegen Inhaltsstoffe weiblicher Cannabispflanzen. Und die kann man auch entwickeln, gerade wenn man dem Allergen längere Zeit ausgesetzt war. Es kann also sein, dass man nach langer Zeit des Konsums plötzlich eine Allergie gegen das geliebte Kraut entwickelt.
Die gute Nachricht: Es passiert anscheinend nicht sehr häufig. Dass die Allergie existiert, ist bewiesen. Man weiß aber nicht, wie viele Betroffene es gibt. Bekannt sind bisher nur Einzelfälle, deren Anzahl nicht für ein epidemiologisches Phänomen spricht. Und Menschen, die mit Cannabis arbeiten, sind davon eher betroffen, als Leute, die „nur“ regelmäßig konsumieren. Der Mediziner würde Cannabis daher als „schwaches“ Allergen einstufen. Es kann vereinzelt Allergien auslösen, vor allem wenn Menschen einer übermäßig großen Menge des Allergens ausgesetzt sind.
Die schlechte Nachricht: Wer zu den seltenen Pechvögeln gehört, die eine solche Allergie gegen Cannabis haben, sollte das Allergen in Zukunft meiden. Also Schluss mit Kiffen und vor allem nicht mehr als Trimmer auf der Cannabis-Farm arbeiten. Die übliche Behandlung mit Nasenspray hilft zwar, die wirksamen Mittel, wie Cortisol, sollten aber nicht dauerhaft eingenommen werden. Wie bei allen anderen Allergien gibt es keine systematisch und zuverlässig wirksame Heilmethode.
Die Cannabis-Allergie zeigt sich durch die „übliche“ Palette an möglichen Symptomen:
- Husten
- Niesen
- gereizte Atemwege
- juckender Hautausschlag
- Übelkeit
- Atemnot, bis hin zum anaphylaktischen Schock
Und ja, wenn es jemandem nach Konsum sehr schlecht geht, sollte besser der Notarzt gerufen und auf mögliche Allergie und die eventuelle Gabe eines Antihistaminpräparates hingewiesen werden. Es ist zwar nach wie vor auch noch kein Mensch an einer Cannabis-Allergie gestorben, tatsächlich ist da ein Bienenstich wesentlich gefährlicher. Aber man will auch nicht unbedingt der Erste sein.
Nun hört man zu dem Thema oft sehr ideologisch gefärbte Einwände. „Es kann doch nicht sein! Eine Pflanze, die so heilsam ist, kann doch nicht schaden, es muss an chemischen Giften und Streckmitteln liegen. Ich rauche schon so lange und hatte das noch nie!“
Verunreinigungen können tatsächlich eine Rolle spielen bei allergischen Reaktionen. Und sie machen dann die genaue Diagnose schwer. Aber neben Dünger und Pestiziden stellt vorwiegend Schimmel eine relevante und sehr wahrscheinliche Verunreinigung dar, weil er in jedem Stadium von Wachstum, Verarbeitung und Lagerung, das Pflanzenmaterial befallen kann.
Aufschluss gibt da nur ein Prick-Test, also das beim Allergologen übliche Ritzen der Haut und anschließendes Auftragen verschiedener möglicher Auslöser. Mit Hanflösung kann eine Cannabis-Allergie ziemlich zuverlässig identifiziert werden. Bei Verdacht sollte man also einen entsprechenden Arzt aufsuchen und diesen darüber informieren, dass man eventuell total unabsichtlich dem Allergen Hanf ausgesetzt gewesen sein könnte. Der Arzt hat zwar Schweigepflicht, aber unangenehm kann das leider immer noch sein. Aber es könnte ja auch der böse Nachbar schuld sein. Denn mit einer spezifischen THC-Allergie geht oft auch eine Pollenallergie einher, gewissermaßen ein klassischer Heuschnupfen. Von einem solchen wird tatsächlich berichtet aus Gegenden, wo Hanf offen auf Feldern angebaut wird und vermehrt männlicher Blütenstaub in der Luft enthalten ist.
Was wiederum beweist, dass Cannabis eine normale Pflanze ist, auf die halt auch Menschen allergisch reagieren können. Und das Risiko einer sogenannten Sensibilisierung steigt nun mal, je intensiver man dem Allergen ausgesetzt ist. Der Hanf ist als Allergen im unteren Mittelfeld anzusiedeln. Birken, Nüsse und Bienen sind da immer noch wesentlich gefährlicher und vor allem häufiger. Kreuzallergien bestehen übrigens gegen Tabak und Tomaten. Dieser Zusammenhang ist sogar auf molekularer Ebene mit entsprechend aktiven Immunglobulinen nachgewiesen worden. Wer gegen eine dieser Pflanzen eine Allergie hat, könnte ein Kandidat für Cannabis-Allergie sein.
Ist das nun ein Argument gegen eine Entkriminalisierung?
Auf gar keinen Fall. Der legale Status schränkt den Konsum der heimischen Kulturpflanze Hanf ja bekanntlich nicht nennenswert ein. Im Hinblick auf mögliche Gesundheitsgefahren aber wäre Offenheit und Normalisierung im Umgang geboten, damit Betroffene Hilfe erhalten und objektiv aufgeklärt werden können. Tatsächlich wurde diese Allergie erst durch die Liberalisierung bekannt, weil Patienten auf einmal ihre Konsumgewohnheiten angaben, ohne Nachteile zu befürchten. Auch die Ärzte haben eine Cannabis-Allergie vorher überhaupt nicht für möglich hielten, weil alles um das Thema Cannabis tabu war, zum Eigenschutz und zum Schutz der Patienten.
Sicher, wenn wir uns um Aufklärung bemühen, werden die Ergebnisse von repressiven Regierungen wieder gegen uns verwendet werden. Die Gefahr besteht. Eine Forschungsinitiative von offizieller Seite wird man aber im deutschen Sprachraum vorerst nicht erwarten können, denn ein regulärer Test auf Cannabis-Allergie würde ja bedeuten, dass die Behörden den Gebrauch als normal anerkennen und das sendet ja eine völlig falsche und unerwünschte Botschaft. Kriminalisierung der Konsumenten verhindert auch hier mal wieder zuverlässig Wissen.